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18. Mai 2020
Redaktion

Ausbilden mit Erfolg

Jedes Jahr wird der Heribert-Späth-Preis verliehen. Mit ihm werden Unternehmer ausgezeichnet, welche überdurchschnittliche Leistungen in der Ausbildung erbringen.
Foto: Baierl + Demmelhuber

Wir haben mit zwei Gewinnern gesprochen. Warum es sich lohnt in Ausbildung zu investieren und wie es gelingt Auszubildende für das Unternehmen zu gewinnen. 

Oft klagen Betriebe über mangelnden Nachwuchs. Doch es gibt Strategien junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Eine Möglichkeit ist Lehrlinge durch Schulungen und begleitende Projekte zu motivieren. Wichtig bleibt aber die Lehrlinge auch nach dem Abschluss für das Unternehmen zu sichern. In großem Maßstab denkt Handwerksunternehmer Johannes Demmelhuber. Sein Unternehmen wurde mit dem Heribert-Späth-Preis ausgezeichnet. In seinem Innenausbau-Betrieb mit über 600 Mitarbeitern werden verschiedene Berufe aus dem Handwerk ausgebildet: Ausbaufacharbeiter, Trockenbaumonteure, Schreiner, Metallbauer, sowie Maler und Lackierer. {pborder}Dieses Jahr gibt es nach Firmenangaben 71 Auszubildende im Unternehmen in Töging am Inn im Landkreis Altötting. Wichtig ist einerseits der fachliche Austausch, Lehrlinge sollen miteinander ihr Können austauschen, auch Stuckateure sind Teil des Teams und sind gerade im Trockenbau wichtig. Doch genauso wichtig neben dem technischen Wissen ist es aus den Auszubildenden eine Gemeinschaft zu formen, welche sich im Unternehmen angenommen fühlt.
Im unternehmenseigenen Unternehmen – PCC, Plot & Company – fertigen die Auszubildenden Baupläne im Großformat für den Einsatz auf Baustellen an. Lehrlinge können früh Verantwortung übernehmen. Foto: Baierl + DemmelhuberZum Start eines Ausbildungsjahres gibt es jeweils einen dreitägigen „Kick-Off“ mit kulturellen Veranstaltungen, Motivationstraining und Erfahrungsaustausch für alle Auszubildenden und Ausbilder. Die Azubis finden über Schul- und Ferienpraktika zum Unternehmen. Trotz einer guten Zahl von Azubis ist Demmelhuber weiterhin unterwegs auf Ausbildungsmessen. Ein entscheidender Grund für die Preisverleihung. Doch wenn Lehrlinge gefunden sind beginnt erst der eigentliche Teil der Arbeit. Nach einem Ausbildungsbeginn soll eine Bindung für das Unternehmen entwickelt werden. Zum Ausbildungsprogramm gehören Stationen in den Auslandsniederlassungen in Österreich, Tschechien und Großbritannien. Jeder Mitarbeiter absolviert zudem ein individuelles Karriereprogramm, für das der Betrieb auch sein eigenes Seminar- und Ausbildungszentrum nutzt. Sehr früh können Azubis Verantwortung übernehmen. Eigenständigkeit und Verantwortung sollen gefördert werden, ebenso wie Unternehmergeist. In einem Raum der Firma findet sich ein eigenes Unternehmen. Die PCC – Plot & Company – wird seit Jahren von den Auszubildenden geleitet. Die PCC druckt, faltet und liefert Baupläne im Großformat für den Einsatz in den Projekten und auf den Baustellen des Töginger Innenausbauunternehmens. Von der Angebotserstellung über die Auftragsabwicklung bis hin zur Buchhaltung haben hier die Auszubildenden das Sagen. Das zeichnet sich positiv aus. Das Vertrauen sorgt für Motivation. Ein weiterer Vorteil ist ein Rotationssystem. Die Azubis wechseln alle drei bis sechs Monate den Aufgabenbereich. Und das bewusst auch mal in neue Bereiche. Industriekaufleute erhalten einen Einblick ins Handwerk, Handwerker bekommen einen Einblick in Logistik. Ein zentraler Schritt um Unternehmen ganzheitlich zu verstehen.
 
Die Preisverleihung fand in großem Rahmen statt. Gemeinsam freuen sich Unternehmer Wilhelm Knoll (Mitte), ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke (links) und ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer (rechts). Foto: Rüdiger Jeske/ZDHStärken eines familiengeführten Unternehmens 
Doch gerade mittelständische Unternehmen sind es, welche vor Ort zur Ausbildung beitragen können. 2019 war es für Malermeister Wilhelm Knoll soweit. Das Unternehmen aus Kaufering im Landkreis Landsberg am Lech wurde mit dem Heribert-Späth-Preis ausgezeichnet. „Wir waren völlig überrascht, dass wir die Gewinner dieses Jahres sind“, sagt Knoll im Gespräch mit ausbau+fassade. Ihm liegt Ausbildung am Herzen. Gegründet wurde das Unternehmen 1987, gleich nach Firmengründung ab September 1988 wurde mit dem ersten Lehrling die Ausbildertätigkeit begonnen. „Es sind engagierte Betriebsinhaber wie Wilhelm Knoll, die ihre Betriebe in der Region fest verwurzeln, die sich für ihre Mitarbeiter einsetzen und die auch förderbedürftigen Jugendlichen Perspektiven bieten. Sie sorgen für den hohen Stellenwert des Handwerks in der Gesellschaft“, betonte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), in seiner Laudatio. Wichtig für Knoll ist der Kontakt zu Schulen. Für Schüler umliegender Schulen werden Praktika und Projekte angeboten, die dann inhaltlich direkt mit dem Unterricht der Schule abgestimmt werden.  Bei den jährlichen betriebsinternen Azubi-Tagen werden vielfältige Freizeitaktivitäten angeboten. Regelmäßig werden zudem Sozialprojekte in Behinderteneinrichtungen durchgeführt, bei denen die Bewohner in die handwerklichen Arbeiten eingebunden werden. Alt-Lehrlinge führen Neue in den Bereichen Werkstatt und Werkzeug, in die Organisation und in verschiedene firmenrelevante Alltagstätigkeiten ein. Das fördert nicht nur das Know-how, sondern stärkt gerade den Zusammenhalt im Team. Gemeinsame Events wie Segeln und Klettern sowie gemeinsame Kochevents oder Grillfeste sorgen für Gemeinschaft. Wichtig sind für Knoll auch für die Auszubildenden sowie das Unternehmen sichere Arbeitsabläufe und eine unmissverständliche Firmenphilosophie. Festlegen von Standards, eine Stärken-Schwächenanalyse, Firmenziele, Optimierung und Ablaufplanung gehören zu den Plänen des Unternehmers Knoll. Die Schulprojekte zeigen ihren Erfolg. Sowohl schwächere als auch stärkere Auszubildende können es bei ihm zu einer Ausbildung im Handwerk schaffen.
Geschäftsführer Wilhelm Knoll (zweiter von rechts) sowie seine Frau Maria Knoll freuen sich regelmäßig über hervorragende Leistungen ihrer Auszubildenden. Die Ausbildung  leistungsschwächerer und leistungsstärkerer Auszubildenden läuft parallel. Foto: MalerknollBis zum Gewinn des Preises konnten viele Auszubildende aus Fördereinrichtungen sowie lernschwache Schüler ausgebildet werden, genauso viele Jugendliche mit Migrationshintergrund. Hervorzuheben sind die durchgängig überdurchschnittlichen Leistungen von leistungsstarken Jugendlichen bei Prüfungen auf Landes- und Bundesebene. Ein Beweis, Ausbildung macht Spaß. Gerade dann, wenn auf die Stärken der Auszubildenden eingegangen wird. Eine weitere Motivation ist die Möglichkeit einer Teilnahme im Erasmus+ Projekt zur Renovierung von Kirchenburgen in Rumänien. Bei Projekten im europäischen Ausland beteiligte sich der Ausbilder auch im Rahmen einer dualen Ausbildung im Handwerk mit der Berufsfachschule in der südtiroler Stadt Schlanders. „Gut ausgebildete Lehrlinge sind die qualifizierten Facharbeiter von morgen“, fasst der Unternehmer sein Ziel zusammen.  
 
Lehrlinge sollen eine Gemeinschaft sein. Ein Beitrag dazu sind gemeinsame Events wie Segeln und Klettern, Kochevents oder Grillfeste. Davon profitiert das Unternehmen. Lehrlinge zeigen überdurchschnittliche Leistungen bei Wettbewerben. Foto: MalerknollTeilnehmen kann sich auch finanziell lohnen 
Der Heribert-Späth-Preis für besondere Ausbildungsleistungen im Handwerk wird von der Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk e.V. seit 1997 jährlich verliehen. Der Preis, welcher nach dem ehemaligen Präsidenten des ZDH benannt ist, soll aber nicht nur begabte Jugendliche fördern. Teil des Konzepts soll auch eine Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder mit Handicap sein. Dotiert ist der Preis mit 3000 Euro, wichtig ist regelmäßig eine überdurchschnittlich hohe Ausbildungsquote zu haben, mit Betrieben oder Institutionen im Ausland zu kooperieren oder  mit anderen Akteuren im Bildungsbereich zusammenarbeiten zu können. Voraussetzung für die Nominierung ist eine aktive Berufstätigkeit der Betriebsinhaberin oder des Betriebsinhabers im eigenen Handwerksbetrieb. Gefördert werden auch Unternehmen welche Frauen in Handwerksberufen mit vorwiegend männlichen Auszubildenden, oder Männer in Handwerksberufen mit vorwiegend weiblichen Auszubildenden beschäftigen. Eine Ausschreibung erfolgt meist Ende April, Bewerbungsunterlagen können bis Mitte September eingereicht werden. Nominieren können Handwerkskammern, Fachverbände oder sonstige Handwerksorganisationen. Dadurch wird erreicht, dass es sich um einen Handwerksbetrieb handelt. Neben der finanziellen Unterstützung lockt aber auch ein Imagegewinn für das Unternehmen. Das sorgt für Prestige. Wirkliche Gewinner sind aber die Angestellten mit der Gewissheit Teil einer Erfolgsstory zu werden. Wolfram Hülscher 
 
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