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28. März 2022
Redaktion

Totalschaden vermeiden

Außenwände sind neben der tragenden Funktion als Schutz der Gebäude vor Wind und Wetter konzipiert. Und sie sollen in den Innenräumen ein trockenes und gesundes Wohnklima garantieren. Besonders Schäden durch Feuchtigkeit beeinträchtigen ihre Funktion. Der Beitrag zeigt Wege zur schadensfreien Fassade auf. 


Foto: Baumit
 
Trotz langer Bauerfahrung zeigt sich, dass es aufgrund vielfältiger Umstände zu Langzeitschäden bei der Außenhaut von Fassaden führen kann. Sei es der Baugrund oder der sich ändernde Grundwasserspiegel, sprich vor allem Feuchtigkeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein monolitisch gebautes Gebäude oder um ein Objekt mit einem Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) handelt. Unterschätzt wird dabei häufig die relative Luftfeuchtigkeit von durchschnittlich 80 Prozent in unseren Breitengraden. Bei verputzten Fassaden geht man von einer langen Lebensdauer aus; der fortlaufende Unterhalt und die Pflege dieser Flächen dürfen trotzdem nicht vernachlässigt werden. Augenscheinlich kaum sichtbare Risse oder Konstruktionsmängel in der Gebäudeaußenhaut sind meist die Ursachen, die aus einer ursprünglich wasserabweisenden Schicht eine wasseraufnehmende Schicht werden lassen (Bilder 2 + 3).
 
2 Typische baugrundbedingte Risse zeichnen sich in dieser Putzschale ab. Foto: Baumit 3 Feuchte- und Frostschäden an einer stark bewitterten ­Gebäudeaußenecke. Foto: Baumit

Erste Indizien für Schäden

Außenputzsysteme haben primär die Aufgabe, Wandkonstruktionen vor eindringendem Wasser und Feuchtigkeit zu schützen. Dazu werden Außenputzmörtel einerseits mit wasserabweisenden Eigenschaften verbaut, andererseits besteht die Möglichkeit, durch wasserabweisende Fassadenanstriche verschiedener Bindemittel und Funktionsweisen diese Schutzfunktion herzustellen. Darüber hinaus sollen Oberputze als sichtbare Oberfläche natürlich auch dekorativ sein. An Fenster- und Fenstertürbereichen mit allen Anschlussdetails sowie an Rollladenkästen und Be- und Entlüftungsrohrdurchführungen zeigen sich aufgrund von Dampfdiffusion und Konvektion oft die ersten Unzulänglichkeiten. Feuchteflecken auf der Fassade nach Starkregenfällen sind das sichtbare Indiz für mehr oder weniger stark eindringendes Wasser. Nach Stark- und Schlagregen sind vorgeschädigte Fassaden oberflächlich feucht. Übersteigt die Menge des eingedrungenen Regenwassers die Verdunstungsmenge der Fassadenoberfläche, nimmt die Außenwandkon­struktionsfeuchte in Masse prozentual zu, was zu einer Verschlechterung der wärmedämmenden Wirkung führt.{pborder}
 

Prüfen und beurteilen

Um Feuchteschäden zu erkennen, ist als erstes eine sorgfältige Prüfung der Fassadenflächen notwendig. Kleinen Rissen und minimalen Oberflächenschäden sollte dabei ebenfalls Aufmerksamkeit geschenkt werden. Eine einfache fotografische Dokumentation ist bei Fassadenbegehungen sinnvoll, da es sich oftmals um schwer oder schwierig zu erreichende Fassadenbereiche handelt. Sind diese Ergebnisse zu ungenau und nicht zu differenzieren, können Aufnahmen mit der Thermografiekamera behilflich sein.
 
Die vorgefundenen Unzulänglichkeiten können sehr unterschiedlich sein. Die Kombination von kleinen Rissen, konstruktiven Anschlussproblemen und mikrobiologischer Bewuchs durch Algen und Pilze, sind die häufigsten Schadensbilder (Bilder 4 + 5). Gerade bei dieser Kombination ist eine gezielte Bauteilöffnung hilfreich, da die verputzten Untergründe nicht mehr bekannt sind. Bei WDV-Systemen ist es wichtig zu wissen, ob die Herstellung des Systems schadensursächlich ist oder andere Parameter zum Schaden geführt haben.
4 Mikrobiologischer Bewuchs an dauerfeuchtem, nicht abgedichteten Sockeldetail. Foto: Baumit 5 Undichte Fensterbankanschlüsse führen zu Feuchte und ­Bewuchs an der Fassade. Foto: Baumit
Je nach Ergebnis und Beurteilung dieser Fassadenbegutachtung wird zweckmäßig ein Renovierungsplan oder, je nach Ausmaß der Schäden, ein Sanierungsplan erstellt.
 
Dabei ist es wichtig, alle Parameter wie wechselnde Untergründe der Baukonstruktion, zu erwartende Längenausdehnung der verwendeten Baustoffe und die qualitative Ausführung der Fassadenarbeiten, in die Beurteilung einzubeziehen. Darüber hinaus ist von planender Seite festzustellen, ob sich eine Fassadensanierung tatsächlich lohnt, oder ob nicht gleich eine thermische Aufrüstung der Fassade, egal welcher Art, in Betracht kommt. Dabei sind die nicht unerheblichen Fördersummen aus der Bundesförderung für Effiziente Gebäude einzurechnen. 
 
 
Die Grundvoraussetzungen für eine Sanierung oder thermische Aufrüstung sind die fachmännische Untersuchung und Beurteilung der Mängel und die Feststellung der Beschaffenheit der Fassade. Beispielsweise kann ein falsch montiertes und schadhaftes WDVS vielfach gar nicht überarbeitet werden. Somit ist ein Rückbau in ­Erwägung zu ziehen. 
 
Es existiert ein nicht unerheblicher Teil von Bausub­stanz, die von außen weder thermisch saniert werden können noch dürfen, da die meist wertvollen Fassaden unter Denkmalschutz stehen und somit besonders schützenswert sind. Insgesamt müssen wirtschaftliche und bautechnische Überlegungen zu einer sinnvollen Sanierungsplanung führen, die projektabhängig sehr unterschiedlich ausfallen kann.
 

Fassaden- und Risssanierung bei verputztem Mauerwerk

Für den deutschsprachigen Raum stehen einige sehr hilfreiche Fachpublikationen zur Beurteilung und sachgerechten Sanierung von Fassaden zur Verfügung. Die Risssanierung selbst und die meist notwendige Putzüberarbeitung wird nach dem WTA-Merkblatt „2-4;14/D Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ durchgeführt. Alternativ kann auch das BFS-Merkblatt 19 „Risse in Außenputzen, Beschichtung und Armierung“ herangezogen werden.
Das Merkblatt beschreibt, wie Rissursachen ermittelt werden, hilft zu beurteilen, ob Risse einen technischen oder optischen Mangel darstellen, beschreibt wie der Untergrund vor einer Instandsetzung zu prüfen ist und hilft bei der Auswahl des zielführenden Instandsetzungssystems.
 
Grundsätzlich wird bei Rissen unterschieden zwischen Putz- und ausführungsbedingten Rissen, also Schwind­risse, Sackrisse usw., sowie konstruktionsbedingten Rissen bzw. putzgrundbedingten Rissen, also sogenannte Schubrisse, Kerbrisse und Fugenrisse. Bei der Untersuchung, welche Art von Rissen vorliegt, ist zu prüfen, ob sie statisch – sprich zur Ruhe gekommen – sind, oder ob sie dynamisch – also in permanenter Bewegung – sind. Dies lässt sich zerstörungsfrei bzw. zerstörungsarm feststellen. Die Ursachen für dynamische Risse sind vielfältig. So können schon allein über das Jahr unterschiedliche Grundwasserstände die Dynamik verursachen, oft auch kleinere Bewegungen des Erdreichs in Hanglagen. Zur Feststellung der Rissbewegungen kommen meist Rissmonitore oder Gipsmarken zum Einsatz.
  
Parallel zu den Rissuntersuchungen kann bei komplizierten Putzschäden eine mögliche Feuchtezunahme nachgestellt werden. Innerhalb einer Außenwand mit Hilfe von instationären hygrothermischen Simulationsprogrammen, z. B. WUFI pro, realitätsnah je nach Himmelsrichtung. Dabei wird durch eine Mehrjahresberechnung bei realen Witterungs- und Temperaturverhältnissen berechnet, ob die Außenwandkonstruktion trocken bleibt oder permanent feuchter wird. Die Auswertung sieht bei einer stark geschädigten Außenwand folgendermaßen aus: Wird zunehmend feuchter (Bild 6).
 
 
6 Hygrothermische Bauteilfeuchtesimulation mit WUFIpro: Der Gesamtwassergehalt dieser geschädigten Außenwand stieg über mehrere Jahre an. Foto: Baumit
 
Nach Sammlung aller Informationen stehen je nach Schadensbild 14 unterschiedliche Verfahren zur sachgerechten Risssanierung zur Auswahl, die im Merkblatt detailliert beschrieben sind. Dabei erstrecken sich die Sanierungsmaßnahmen bei geringen Schäden vom Rissverschluss mit gefüllter Beschichtung bis hin zum Einbau von Dehnungsfugen mit Putzprofil.
 

Fassaden- und Rissesanierung bei WDV-Systemen

Bei bestehenden WDVS ist die Schadensaufnahme oft einfach. Die mittlerweile bekannten Schäden entstehen allgemein an Fenster- und Türanschlüssen, an Wanddurchdringungen und am Sockel. Auch hierbei ist die Bestandsaufnahme fotografisch festzuhalten. WDVS reagieren je nach verwendetem Dämmstoff früher oder später auf eindringende Feuchtigkeit an undichten Anschlusssituationen, vor allem bei Metallanschlüssen. Sichtbar werden die Leckagen durch Putzverfärbungen als Wasserflecken oder gleich als Flächen mit mikrobiologischem Bewuchs durch Algen und Pilze, die im Anfangsstadium wie eine Verschmutzung aussehen und sich bei günstigen, feuchten Bedingungen schnell ausbreiten (Bild 7).
 
7 Nicht schlagregen- und luftdichte Bauteilanschlüsse führen hier zu partiellem, biologischem Bewuchs. Foto: Baumit
 
Instandgesetzte Risse an den Plattenfugen deuten auf eine zu geringe bzw. mangelhafte Plattenrandverklebung oder eine nicht gestattete Punktverklebung hin. Erfahrungsgemäß werden so geschädigte WDVS-Fassaden meist zurückgebaut, da eine nachträgliche Verbesserung der Situation schwer möglich bzw. nicht nach der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung AbZ durchzuführen sind.
 

Was auch hilft

Oft ist es hilfreich, Bauherren nach dem Bauablauf zu befragen, wie in dem Beispiel einer WDVS-Fassade (Bild 8), bei der die geschosshohen Fenster nach der Montage des WDVS geliefert und eingebaut wurden. Die herzustellenden schlagregendichten Anschlüsse wurden zwar mit einem dauerelastischen Material ausgeführt, allerdings weniger fachgerecht, was sich schon bald nach dem Bezug des Gebäudes zeigte. Um solche kritischen Anschlüsse fachgerecht herzustellen, eignen sich im richtigen Maß ausgewählte Fugendichtbänder z.B. 30/10-18. Dabei wird das Fugendichtband in einer hergestellten Nut als letztes Element eingesetzt, so dass auch eine nachträgliche Montage der Fenster möglich gewesen wäre. Ein solches System zur Entkoppelung von WDVS und anzuschließenden Bauteilen ist zum Beispiel das Baumit SupraCompact AnschlussSystem. Es eignet sich auch zur Nachrüstung an Anschlussproblemstellen.
Anton Merath
 
8 Vollkommen nasse WDVS-Fassade durch nicht fachgerechte, nachträgliche Montage von Fensterelementen. Foto: Baumit 9 Gelungene Gebäude- und Fassadensanierung für wertvollen innerstädtischen Wohnraum. Foto: Baumit
 
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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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