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16. November 2021
Redaktion

Schöner arbeiten zuhause

Der starke Trend, im Homeoffice zu arbeiten, ist für viele Menschen Realität. Sie arrangieren sich zuhause mehr oder weniger gut, um dort effektiv arbeiten zu können. Das Arbeiten ­zuhause angenehmer und das Umfeld ansprechender zu gestalten, ist für Stuckateurbetriebe ­definitiv ein Betätigungsfeld. Wir zeigen die Möglichkeiten auf. 


Foto: Marina Zlochin/stock.adobe.com

Das Laptop auf den Knien, auf dem Sofa sitzend, das geht nicht lange gut und entspricht keineswegs den Arbeitsschutzbestimmungen, die auch für das Homeoffice gelten. Als absehbar ist, dass sich die Arbeit von zuhause aus für längere Zeit etablieren wird, haben sich viele ausquartierte Angestellte so gut wie möglich zuhause einen Arbeitsplatz eingerichtet. Vieles ist noch nicht optimal, der Raum war schließlich für etwas anderes gedacht oder die Nische im Wohnzimmer könnte noch besser abgetrennt werden.

Hier haben Stuckateure einiges zu bieten,
Auch ein Arbeitsfeld für Maler: die Akustik beim Arbeiten zu verbessern, beispielsweise mit einem eleganten Deckensegel. Foto: Knaufnicht nur neue Tapeten und Farben für Wände und Decken, auch Bodenbeläge, Trockenbau-Trennwände oder Akustikmaßnahmen und anderes. Dr. Markus Glasl, Geschäftsführer Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften LFI, sagt auf Anfrage zum Trend Homeoffice: „Fakt ist in jedem Fall, dass Homeoffice die Nachfrage nach Handwerksleistungen stark angekurbelt haben dürfte. Durch die dauerhafte Präsenz zu Hause wurde vielen Kunden der Handlungsbedarf deutlich vor Augen geführt. Gleichzeitig kann auch der Zugang der Handwerker zum Haus problemlos organisiert werden und die Anwesenheit des Kunden ermöglicht gezielte Rückfragen während der Ausführung der Arbeiten. Im Umkehrschluss steht der Handwerker aber auch ständig unter Kontrolle. Dies macht sauberes und korrektes Arbeiten umso wichtiger.“{pborder}

Neuer Kundentyp
Ganz klar, im Trend zum Homeoffice steckt Auftragspotenzial für Handwerker – doch dazu müssen sie die Bedürfnisse dieser Kundentypen kennen und auf diese eingehen. Der Schlüssel dazu ist, ganz genau nach den Bedürfnissen und Anforderungen des Kunden zu fragen. Das bedeutet, Rahmenbedingungen wie Zeitfenster abzuklären, die am besten für die Handwerksarbeiten geeignet sind. Es kommt immer gut an, die Arbeiten zu erklären. Wenn der Kunde interessiert ist, auch einzelne Arbeitsschritte. Angesprochen werden sollte in jedem Fall das Staubaufkommen und die Geräuschbelastung und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen zu minimieren. Es geht um Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander, vor allem, wenn der Kunde während der Umgestaltung seines Homeoffice anderweitig in der Wohnung weiterarbeiten muss. Ziel ist, dass beide Seiten Verständnis für die Situation des anderen haben.

Erfahrung in der Renovierung und mit Privatkunden
Handwerksmarketing-Experte Paul Meyer, Gründer und Interimsvorstand des Handwerkernetzwerks „Einer.Alles.Sauber“, sagt auf die Frage, welche Strategie Handwerksunternehmen fahren sollten, um Kunden für das Geschäftsfeld Homeoffice zu erschließen: „Es gilt auch hier sich zuerst einmal mit der Kundengruppe und dem Schwerpunktthema Homeoffice intensiv zu beschäftigen. Welche zwingenden Bedürfnisse und Wünsche der Kunden stehen hier im Vordergrund? Wenn ich diese kenne und darauf ziele, betreibe ich schon sehr gutes Marketing. Der ausführende Betrieb sollte schon länger Erfahrung im Bereich Renovierung haben und auch schon mit anspruchsvollen Privatkunden gearbeitet haben. Auch Grundkenntnisse über die moderne, technische Ausgestaltung des Arbeitsplatzes sind sicher sinnvoll, da oft neue Verkabelungen und Steckdosen verlegt werden müssen. Punkten kann ein Handwerker auf jeden Fall mit guten Referenzen aus der Privatkundschaft und besser noch mit aktuellen Homeoffice-Projekten. Es geht gar nicht, dass er unvorbereitet das Thema Homeoffice angeht.“

Das Umfeld im Homeoffice muss stimmen
Volle Konzentration: Auch wenn das Büro nicht im eigenen Raum eingerichtet ist, muss der Arbeitsplatz funktional sein. Foto: New Africa/stock.adobe	Die DAK-Studie „Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise“ kommt zu dem Fazit, „dass Arbeitnehmer das Homeoffice als Entlastung empfinden – und zwar in weit größerem Maße als vermutet. Von zuhause aus zu arbeiten senkt nicht nur die Ansteckungsgefahr vor Virusinfektionen, sondern zahlt sich auch für das psychische Gleichgewicht aus.“ In der Studie wird aber auch vor den Risiken gewarnt, denn insbesondere die jüngeren Arbeitnehmer würden es nicht immer schaffen, Beruf und Privatleben ausreichend zu trennen. „Beim Arbeiten im eigenen Wohnzimmer mit unpassender Ausstattung gehen Standards der Arbeitsplatz-Ergonomie verloren. Unternehmen müssen lernen, die positiven Aspekte von Homeoffice für die Zukunft fruchtbar zu machen, ohne die negativen zu übergehen.“ Ein gutes Umfeld im Homeoffice hilft, dass die positiven Aspekte überwiegen. 

Hier kommt der Stuckateur ins Spiel
Betriebe, die sich ohnehin im Trockenbau betätigen oder dies als neues Geschäftsfeld sehen, können bei der (Um-)Gestaltung von Homeoffice-Räumlichkeiten ein umfangreiches Portfolio bieten. Da ist das Thema Raumabtrennung mit Trockenbauwänden ganz allgemein, wenn es beispielsweise um einen größeren Raum geht, in dem ein Teilbereich für ein Büro abgetrennt werden soll. Hier hat beispielsweise der Trockenbauspezialist Knauf Gipsplatten im Programm, die sowohl als Raumteiler als auch als komplette Raumtrennwand unkompliziert als Beplankung auf Stahl-Leichtbauwänden eingebaut werden. Die Gipswände sind nicht brennbar und erfüllen erhöhte Schallschutzanforderungen. Konstruiert mit dem Feder-Masse-Prinzip erzielen sie nachweisbar hohe Schalldämm-Werte. Für einen kompletten Raum im Raum gibt es ein platzsparendes Schiebetürsystem, auch in einer Variante mit Schallschutzqualität. Dazu Fertigfenster für Trockenbauwände, die sich einfach in die Ständerwände integrieren lassen, für mehr Licht im Büro, auch mit Jalousie als Sichtschutz. 

Ruhe im Raum
Für die akustische Nachrüstung von Räumen eignen sich leichte Absorberplatten in verschiedenen Formen, zum Beispiel von Knauf, die sich einfach und schnell im häuslichen Büro nachrüsten lassen. Caparol hat abgehängte Deckensegel und Baffles für die Decke im Programm. An der Wand können außerdem Panels oder einzelne individuell bedruckbare Schallabsorber angebracht werden. Das sind Platten aus Hanffasern, die mit einer Bespannung aus Polyesterfasern versehen sind. Die Motivplatten werden entweder in ein Rahmenprofil aus Aluminium eingespannt oder direkt auf die Wand verklebt. Die bedruckten Absorberplatten können auch als Raumteiler mit drei Segmenten und Scharnieren aufgebaut werden. 

Wohlfühlatmosphäre mit Farben gestalten
Eine solch dunkel beschichtete Wand mag das Arbeiten am Bildschirm erleichtern, ob sie motiviert ist fraglich. Foto: Farrow & BallWie schaffe ich eine Atmosphäre, die allgemein gefällt, fragten wir Martina Lehmann, Diplom-Designerin im Caparol FarbDesignStudio. „Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn die Menschen sind unterschiedlich geprägt und die Geschmäcker driften weit auseinander. Fakt ist aber, dass die Ausstattung, Einrichtung, Material- und Farbwahl viel bewirken kann. Es lohnt daher die Überlegung, wo wir uns besonders gerne aufhalten oder unsere Freizeit verbringen. Das kann der Garten, eine Stadt, das Feriendomizil, Wohnzimmer oder Lieblingsrestaurant sein. Die Farben und Materialien, die diese Orte prägen sind von uns positiv besetzt. Sie lassen sich analysieren und in neuem Kontext in eine Innenraumgestaltung integrieren – das gilt auch für einen Büroraum.“ 

Keine langweiligen oder zu „lauten“ Farben
Weil sich die meisten Menschen draußen in der Natur besonders wohl fühlen, stoßen Farbstimmungen mit natürlichen Assoziationen auf große Zustimmung. „Das Schöne ist, dass die Natur uns einen großen Pool an farblichen Inspirationen bietet. Da wir im Büro abgeschirmt von der Außenwelt viel Zeit verbringen, teilweise im Dunkeln kommen und auch gehen, liegt es nahe, eine natürliche Farbatmosphäre in den Innenraum zu transportieren“, führt die Designerin weiter aus. Bezüglich der Farbtonwahl gebe es keine allgemein gültigen Einschränkungen, alles sei möglich, wenn es die Gestaltungsaufgabe und Zielsetzung erfüllt. „Nur auf langweilige Monotonie sollte verzichtet werden. Alle Wände in Weiß oder in einem Farbton einheitlich zu streichen, führt schnell zu Ermüdung und ist daher nicht empfehlenswert. Auch das Gegenteil sollte besser vermieden werden – eine Gestaltung mit vielen kräftigen Farbtönen könnte ›laut‹ wirken und zu Reizüberflutung und Konzentrationsschwierigkeiten führen“, weiß Martina Lehmann. Es komme auf eine ausgewogene Farb- und Materialkombination an, die sich zwischen den Polen reizarm und reizstark bewegt. Außerdem sollten die ausgewählten Farbtöne vor Ort im jeweiligen Raum bei Tageslicht und künstlicher Beleuchtung geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Marketing für ein interessantes Aufgabengebiet
Wichtig beim Arbeiten generell: gute Lichtverhältnisse. Mit Verschattungen lassen sie sich beeinflussen. Foto: TebaStellt sich also noch die Frage, wie sich das Arbeitsfeld „Gestaltung von Homeoffice-Räumen“ gut vermarkten lässt? Matthias Eigel von der Kaleidoskop Marketing-Service GmbH führt an, dass das Thema Homeoffice „durchaus ein interessantes Aufgabengebiet mit sehr großem Potenzial ist, wenn man bedenkt, wieviele Menschen schon jetzt im Homeoffice arbeiten und es sicher noch mehr werden.“ Bislang sei eher improvisiert worden, aber auf längere Sicht sei die Gestaltung eines Arbeitsplatzes erforderlich, der den Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes entspricht. „Hier kann der Stuckateur sich mit seinem Wissen und Können ins Spiel bringen, rund um Raum- und Farbgestaltung, Trockenbau, Akustik, Boden usw.“, sagt Eigel – und fasst das Thema weiter. „Der Trend zum Arbeiten im Homeoffice bedeutet ja auch, dass immer mehr Büroräume oder -gebäude leer stehen und umgenutzt werden sollen. Diese Umnutzung von Gewerbeflächen, auch im Bereich der Dienstleistung, wie Versicherungen usw. ist ein weiterer Riesenmarkt für entsprechend aufgestellte Betriebe.“

Rund-um-Sorglos-Pakete schnüren
Sinn mache es, gemeinsam mit anderen Gewerken aufzutreten, etwa dem Schreiner, der Einbauten oder den Schreibtisch anfertigen kann oder dem Elektriker, der neue Steckdosen, die Beleuchtung usw. installiert, dazu noch ein IT-Techniker, meint Eigel. „So kann man dem Kunden, der einen Raum zum Homeoffice umgestalten will, ein spezielles Servicepaket oder ,Rund-um-Sorglos-Paket‘ bieten. Die potenziell möglichen Leistungen können gestaffelt angeboten werden. Dabei kann man ruhig auch dran denken, die Entsorgung der alten Möbel, beispielsweise im ehemaligen Jugendzimmer, mit anzubieten. Der Verweis darauf, dass der Umbau möglichst staub- und schmutzfrei vonstatten geht, dass man dazu Staubwände oder eine Absauganlage aufstellen werde, ist im Privatbereich im Bestand immer sinnvoll. Entscheidend ist auch, dass der Zeitpunkt passt, also der Hinweis, dass man auch am Wochenende kommen würde oder im Urlaub des Kunden – und dass die Umgestaltung schnell vonstatten geht, nach dem Motto ›Wir sind in zwei Tagen wieder weg‹„, erläutert Matthias Eigel. 

Als Werbeformen für das Homeoffice-Gestaltungsangebot
Beschreibbare oder gar Magnetwände sind praktisch. Foto: Jaegerlackempfiehlt Matthias Eigel die Verteilung über die Marketingaktion „PostAktuell“, früher Postwurfsendung genannt, in einem lokal abgegrenzten Umkreis oder als Beilage in lokalen Nachrichtenblättern. Man könne aber auch gezielt Flyer mit dem Spezialangebot in betroffenen Firmen vor Ort auslegen, die jetzt viele Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. Dazu müsse man die Ansprechpartner in den Firmen finden und von diesen die Auslage genehmigen lassen. „Denkbar ist auch, diesen Firmen Kooperationen anzubieten, die ja für die Einrichtung von Homeoffices verantwortlich sind. So ist man direkt am Markt aktiv.“ Ganz wichtig sei auch die digitale Vermarktung des Angebots über Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Instagram sowie die Platzierung auf der eigenen Website. „Dazu kann man beispielsweise eine LandingPage speziell zu diesem Thema mit den entsprechenden SEO-Begriffen umsetzen und gezielt bewerben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden, die einen Stuckateur suchen, der sich mit der (Um-) Gestaltung von Homeoffice-Räumen auskennt, den eigenen Betrieb über Google finden“, weiß der Marketingexperte, der die Betriebe bei ihren Marketingaktionen gerne unterstützt. 

Gestaltungsideen auf Houzz präsentieren
Auf der Plattform Houzz sind zum Recherchezeitpunkt Umgestaltungsbeispiele mit Überschriften wie „Rumpelkammer ade! Ein Abstellraum wird zum Homeoffice“ oder „Wie kann ich Gäste- und Arbeitszimmer gelungen kombinieren?“ oder „Vorher-Nachher: Küche wird wohnlicher Hauswirtschafts- und Arbeitsraum“ und vieles mehr eingestellt. Beim Suchen nach den Begriffen „Homeoffice Farbgestaltung“ finden sich nur englischsprachige Einträge und solche von Designern. Leider kein Stuckateur. Auch das könnte eine Chance sein. Seien Sie kreativ und gehen Sie das neue Arbeitsgebiet aktiv an – auch wenn die Auftragsbücher jetzt noch voll sind – zur Vorsorge.

Homeoffice verändert die Arbeitswelt

Befragung von Unternehmen, wie sie ihre Arbeitsweise künftig ­gestalten werden, in Prozent.

Fast die Hälfte (47,4 Prozent) der befragten Unternehmen setzen auf hybride Arbeitsformen, also eine Mischung aus Präsenzarbeit und Homeoffice. 23,5 Prozent wollen mehr Homeoffice zulassen. Quelle: the Pioneer/statista

Bärbel Daiber

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