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10. Januar 2022
Redaktion

Mineralische Oberflächen reduzieren Viren

Baubiologen raten zu trockenen Oberflächen – mineralisch oder aus Holz. Sie können einen regelmäßigen Luftaustausch dabei unterstützen, die Virenhäufigkeit in Innenräumen zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Das Coronavirus SARS-CoV-2 gehört wohl inzwischen auch im Winter zu unserem Alltag.
Foto: entertheloft.com

Damit gesellt es sich zu den schon weiter verbreiteten Viren wie Influenza und Masern. Durch den Corona-Lockdown mussten sich viele Menschen noch länger als bisher in ihren privaten Innenräumen aufhalten. Das Arbeiten im Homeoffice nimmt seitdem stetig zu. Infolgedessen steigt bei vielen das Bewusstsein, sich auch zuhause vor der zunehmenden Virenlast zu schützen. Das Zuhause sollte so gestaltet sein, dass es unmittelbar das Wohlbefinden verbessert und langfristig die Gesundheit unterstützt. Die deutsche gesetzliche Unfallversicherung hat deshalb unter www.lueftenhilft.de und #Lüftenhilft schon im Dezember 2020 Empfehlungen zum infektionsschutzgerechten Lüften veröffentlicht. Baubiologen raten zudem zu hygienischen Oberflächen, ebenso wie das Sentinel Haus Institut, das für Hotels und Gastronomie eine Initiative gestartet hat.

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Übertragungswege erkennen
Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist der Hauptübertragungsweg von Corona- und von Influenzaviren die direkte Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Beim Niesen und Husten infizierter Personen gelangen winzige Sekrettröpfchen in die Luft. An noch kleinere Aerosole angelagert, gelangen Viren schon beim Atmen und Sprechen in die Luft. So können Tröpfchen und Aerosole von anderen Menschen eingeatmet und über die Schleimhäute aufgenommen werden. Masken können dieses Risiko reduzieren. Auch eine Kontakt- oder Schmierinfektion, beim Händegeben oder über kontaminierte Oberflächen, sei laut RKI möglich. Karlheinz Müller vom Berufsverband Deutscher Baubiologen (VDB) bewertet die Gefahr: „Es braucht wie immer eine gewisse Virenlast, damit eine Schmierinfektion überhaupt zustande kommt.“ Vorsorglich lassen sich beide Übertragungswege so gestalten, dass die Anzahl der aktiven Viren reduziert wird (siehe Tabelle).{pborder}
 
Möglichkeiten, Viren zu reduzieren
Quelle: UBA, ASHRAE Journal 34, BfR, The new England Journal of Medicine
 
Mehr Frischluft
Das Austauschen alter Luft entfernt auch Tröpfchen und Aerosole aus Innenräumen. Das Umweltbundesamt (UBA) rät deshalb inzwischen in Schulen zu einem dreimaligen Luftaustausch je Stunde. Eine deutlich erhöhte Luftwechselrate widerspricht zwar dem Bestreben, Energie zu sparen, verbessert jedoch die Luftqualität. Der CO2-Gehalt ist Indikator für die Luftqualität, worauf auch das UBA aktuell hinweist. Ausreichendes Lüften kann entweder durch täglich mehrmaliges Stoß- oder Querlüften, bzw. mechanisch geschehen. Laut UBA können CO2-Ampeln helfen, den Lüftungszeitpunkt anzuzeigen: ab einer Konzentration von 1000 ppm CO2 sollte gelüftet werden.
 
In der Schweizer Pension Laresch wird vor allem in den Gästezimmern auf ein gutes Raumklima geachtet. Mineralische Materialien verbessern es durch ihre Kapillarität und Sorptionsfähigkeit. Die Wand hinter dem Bett ist mit Kalk verputzt, die übrigen Wände mit Lehm. Foto: Haga AG
 
Lehm-Designputze gleichen die Luftfeuchtigkeit aus und reduzieren so die Wirksamkeit von Viren. Foto: Claytec
 
Trockene Oberflächen
Oberflächen aus Lehm-, Kalk- und Silikatputzen sowie -farben und offenporiges Holz sind benetzbar. Sie lassen Feuchtigkeit in den Untergrund und sind dadurch trockener. Nicht nur deshalb werden sie oft wohngesund genannt. Um ihre volle Wirkung entfalten zu können, muss der Untergrund selbst trocken sein und sollte Feuchte gut puffern können. Laut einer US-amerikanischen Studie könne das Coronavirus SARS-CoV-2 auf glatten Oberflächen wie Stahl oder Plastik bis zu drei Tage infektiös bleiben. Auf benetzbarem Holz oder Stoff blieben die Viren deutlich kürzer infektiös. Auf trockenen Oberflächen seien die Viren „nicht besonders stabil“, interpretiert das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR die Studie. Das RKI stellt fest, dass eine Übertragung „durch kontaminierte Oberflächen (…) nicht auszuschließen“ sei. „Holzoberflächen sind häufig hygienischer als Kunststoffoberflächen“, weiß Ulrich Bauer, vom Vorstand des Verbands Baubiologie (vb). „Die Schönwälder Studie aus dem Jahre 2000 zeigt, dass Holz antibakterielle Eigenschaften hat. Plakativ gesprochen vertrocknet ein Bakterium einfach. Wie sich ein Virus auf Holzoberflächen verhält, ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht.“ „Wir Baubiologen empfehlen natürliche Materialien, die entweder unbehandelt oder höchstens mit diffusionsfähigen Schichten wie zum Beispiel Öl versehen sind“, fasst es Karlheinz Müller zusammen. „Somit bleibt die natürliche Sorptionsfähigkeit der Materialien erhalten, entzieht bei Kontakt eine gewisse Feuchtemenge und reduziert auch die Aktivitätszeit von Coronaviren.“ Nach der US-amerikanischen Studie sei die Ansteckungsgefahr nur noch auf bakterizidem Kupfer, wie es auch für Türklinken und Lichtschalter eingesetzt wird, geringer. Dort seien die Viren schon nach vier Stunden inaktiv.
 
Im Seehotel Wiesler gibt es ein umfassendes Konzept für hygienische Oberflächen. Foto: Seehotel Wiesler
 
Kalkschlämme und Holz sorgen bei dieser Sanierung durch Manderscheid Architekten (D) dauerhaft für -trockene Oberflächen. Foto: Johannes-Maria Schlorke/Manderscheid Architekten
 
Beispiel Hotel
In Zusammenarbeit mit dem Sentinel Haus Institut erarbeitete das Wellnesshotel Wiesler ein umfassendes Konzept für gesunde Atemluft und sichere Hygiene. „Die Aufmerksamkeit der Gäste ist in diesem Bereich enorm gestiegen“, betont Klaus-Günther Wiesler. Raumluftmessungen von Schadstoffe aus Raumausstattungen, Baumaterialien und Reinigungsmitteln sowie Hygieneuntersuchungen sollen die gesundheitliche Sicherheit der Gäste und Mitarbeiter garantieren. Auch antivirale, antibakterielle Türdrücker wurden getestet. Alle potenziell von Mitarbeitenden und Gästen berührten Oberflächen werden täglich gereinigt, beim Zimmerwechsel noch einmal eine Stufe gründlicher als sonst. Verwendet wird dazu Seifenlauge. Bei Bedarf wird zusätzlich gezielt desinfiziert und danach intensiv gelüftet. „Im privaten Umfeld brauchen wir in der Regel keine Desinfektion“, gibt VDB-Vorstand Müller Entwarnung. „Nur in Haushalten mit Corona-Patienten oder ähnlich Erkrankten sollten gemeinsam benutzte Sanitärbereiche desinfiziert werden. Denn Desinfektionsmittel können zu Haut- und Schleimhautreizungen führen.“
Achim Pilz
 
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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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