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19. April 2021
Redaktion

Bauwesen braucht heimischen Gips

Die Verbände des Trocken-, Aus- und Leichtbaus fordern die Sicherstellung der heimischen Gipsversorgung. So könnte weiterhin bezahlbar und nachhaltig gebaut und gleichzeitig Arbeitsplätze in heimischen Produktionsstandorten gesichert werden.


Bauwesen
Foto: Bundesverband der Gipsindustrie e.V.

Aufgrund des Kohleausstiegs in Deutschland wird bald kaum noch Gips aus den Rauchgasreinigungsanlagen der Kraftwerke (REA-Gips) zur Verfügung stehen, der bisher für die deutsche Gipsindustrie die wichtigste Rohstoffquelle war. Mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung wird ein wichtiger Stoffkreislauf unterbrochen, der besonders im Interesse des heimischen Bauens liegt, aber auch andere Wirtschaftszweige tangiert, bemängeln die Verbände.

Gips ist seit Jahrtausenden ein bewährtes Naturprodukt. Heute wird Gips für wichtige medizinische, bauliche und weitere Lösungen in Deutschland genutzt. Er bildet die Basis wichtiger nachgelagerter Wertschöpfungsketten mit unzähligen Arbeitsplätzen. Besonders im Bauwesen werde der Bedarf an Gipsprodukten absehbar steigen, denn der Einsatz von Gips als hochwertigen und ökologischen Baustoff diene auch wichtigen gesellschaftlichen Zielen. Ein Ziel sei beispielsweise die Förderung nachhaltiger leichter Bauweisen und der sozialverträglichen urbanen Entwicklung und Wohnraumbeschaffung.

In Deutschland fehlen hunderttausende bezahlbare Wohnungen. Moderner Hochbau und Wohnungsbau soll ökologisch, flächensparend, flexibel nutzbar, ressourceneffizient, brandsicher und bezahlbar sein. Für den Klimaschutz steht die Modernisierung jedes zweiten Bestandsgebäudes an, wie die EU-Kommission in ihrer Strategie „Renovierungswelle“ des Green Deal vorschlägt. Die Verbände appellieren daher an die Politik, den Naturschutz und die Gesellschaft, konstruktiv am Dialog und den Lösungen zur Deckung des Gipsbedarfes mitzuwirken. Denn die Unternehmen der Gipsindustrie seien Teil der Lösung, um die beschriebenen gesellschaftlich gewünschten Bauvorgaben erfüllen zu können: Der zentrale Baustoff Gips ermöglicht klimafreundlichen Trocken- und Leichtbau.

Wie nahezu alle anderen Baustoffe in Deutschland wird auch Naturgips ortsnah abgebaut und weiterverarbeitet. Beim heimischen Naturgipsabbau gingen die Unternehmen so umweltschonend wie nur möglich vor, kontrolliert von den zuständigen Institutionen und politischen Gremien. Es handle sich um zeitlich begrenzte Eingriffe nach den weltweit strengsten Umweltvorgaben, wie sie in Europa und insbesondere in Deutschland gelten: Die Verfahren würden mit umfangreichen Maßnahmen Fauna und Flora begleitet. So würden auf aktiven und ehemaligen Abbauflächen oft wertvolle Biotope für gefährdete Tier- und Pflanzenarten geschaffen.

Auch die Optimierung der Recyclingquote und die Nutzung ortsnaher, regionaler Naturgipsvorkommen müsse den Verbänden nach anvisiert werden. Das Recycling aller zur Verfügung stehenden Gipsabfällen sei jetzt schon ein Ziel aller Partner der Wertschöpfungskette, an der seit Jahren kontinuierlich gearbeitet wird. Aufgrund der geringen Mengen und der benötigten Qualität wird Recycling nur ein Teil der Lösung sein können. Phosphorgipse stellten aber keine Alternative zu REA-Gipsen dar. Bislang ließe sich die durch den sukzessiven Wegfall von REA-Gips entstehende Bedarfslücke jedoch vor allem durch die zusätzliche Gewinnung von Naturgips schließen. In Deutschland selbst gebe es ausreichend noch nicht genutzte Lagerstätten des wertvollen natürlichen Baustoffes für nächste Generationen. Diese müssten schon jetzt vorausschauend gesichert und zu gegebener Zeit zugänglich gemacht werden.

Die Unterzeichner des Aufrufes zur Sicherung der heimischen Gipsversorgung sind:

Quelle: ZDB / Delia Roscher

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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