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6. September 2021
Redaktion

Außen hart, innen smart

Robuste Smartphones und Tablets vertragen nicht nur Staub, Schmutz und Nässe, einen Farbklecks oder einen Absturz. Sie sind auch zuverlässiger, langlebiger und damit nachhaltiger.
Foto: Handheld

Smartphones und Tablets sind beliebt – sowohl im Büro als auch unterwegs und auf der Baustelle: für Besprechungstermine, Kundenpräsentationen oder für die Datenerfassung vor Ort. Mobilhardware ist außerdem ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierung und ein zentraler Baustein des Mobile Computing – also der mobilen Nutzung von Hardware, Software und Dienstleistungen. Die digitale Erfassung, Zuordnung und Anzeige von Daten unterwegs oder direkt vor Ort sorgt dafür, dass Medienbrüche vermieden und Arbeitsprozesse rationalisiert werden. Für Einsätze unter rauen Umgebungsbedingungen, etwa auf feuchten oder staubigen Baustellen, offerieren einige Hersteller spezielle „rugged“ Hardware (engl. für robust, stabil). Lohnt sich diese etwas teurere Technik oder ist konventionelle Mobilhardware mit zusätzlicher Schutzausstattung ebenso gut?

 
Was macht robuste Hardware aus?
Robuste Hardware verfügt meist über ein schlagfestes Metall- oder ein besonders stabiles Kunststoffgehäuse. Eine manchmal an den Ecken und Kanten aufgebrachte Gummierung federt Stürze und Stöße ab und macht das Gehäuse griffiger. Bei Rugged-Convertibles – das sind wahlweise als Tablet oder Notebook einsetzbare Mobilgeräte – dient das zugeklappte Gehäuse zugleich als Hartschalenkoffer mit teilweise integriertem, praktischem Tragegriff. Tastatur, Touchpad und Display sind spritzwassergeschützt, Schnittstellen durch Gummiabdeckungen abgedichtet. Für die Datenspeicherung kommt die gegenüber äußeren Einflüssen relativ unempfindliche SSD-Speichertechnik zum Einsatz. Eingesetzt wird robuste Hardware in industrieller Umgebung, vom Militär, der Polizei, Feuerwehr, aber auch von Außendienstmitarbeitern oder Wartungsfirmen. Im Baubereich hat sich Rugged-Hardware in besonders unwirtlicher Baustellenumgebung, wie etwa im Tief- und Tunnelbau, bei der Vermessung und beim Aufmaß vielfach bewährt. Handwerker sind zwar eher eine Randzielgruppe. Je nach Einsatzbereich und Umgebungsbedingungen können sich die höheren Investitionskosten aber schnell amortisieren.
 
Rugged-Hardware ist etwas größer und schwerer, weil das Gehäuse stoßgeschützt, staubdicht und spritzwassergeschützt ist. Foto: CAT Phones
 
Wie robust ist robust?
Den Grad der Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse geben der so genannte IP-Code und der US Military Standard (MIL-STD) an. Schutzarten nach dem IP-Standard teilen elektrische Geräte im Hinblick auf ihre Eignung für unterschiedliche Umgebungsbedingungen ein. IP steht für Ingress Protection (Eindring-Schutz) und gibt anhand zweier Zahlen den Schutzgrad des Gehäuses an. Die erste Ziffer gibt den Schutz gegen Fremdkörper und Berührung, die zweite den Schutz gegen Wasser an. Ein IP65-Gehäuse ist beispielsweise staub- und strahlwasserdicht. Zusätzlich gegen dauerndes Untertauchen gefeit ist ein IP68-Gehäuse (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzart). Der vom US-Militär definierte United States Military Standard (MIL-STD) geht härter zur Sache und setzt Geräte widrigen Umgebungsbedingungen wie extremen Temperaturen, Regen, Luftfeuchtigkeit, Sand und Staub oder Stößen und Vibrationen aus (siehe: https://www.iest.org/Standards-RPs/MIL-STD-810H). Allerdings besagt ein Hinweis beispielsweise auf die aktuelle MIL-STD-810H nicht zwingend, dass die betreffende Hardware gemäß allen Teilen der Norm geprüft wurde und diese Prüfungen auch tatsächlich bestanden hat. Das handhabt jeder Hersteller anders, wodurch Vergleiche nur bedingt möglich sind. Verlässlicher sind konkrete Herstellerangaben, beispielsweise dass Stürze aus einer bestimmten Höhe (Hüft- oder Kopfhöhe) sowohl das Gehäuse als auch das Display überstehen, oder dass kurzfristiges Untertauchen bis zu einer bestimmten Wassertiefe möglich ist. Abstürze aus großer Höhe auf Beton überlebt freilich auch robuste Technik nicht. Berücksichtigen sollte man auch, dass der Zusatzschutz Rugged-Hardware nicht nur robuster, sondern auch größer und schwerer macht. Rugged-Hardware ist mindestens doppelt so dick und schwer wie konventionelle Hardware. Semi-Rugged-Geräte sind etwas kompakter und leichter als Fully-Rugged-Modelle, aber auch weniger robust. Von einigen Anbietern wie Getac, Panasonic oder Xplore wird auch vollständig gekapselte „Ultra-Rugged-Hardware“ mit explosionsgeschützter Hülle offeriert.
 
Ob im Büro oder auf der Baustelle – robuste Hardware ist flexibel und zuverlässig. Foto: Logic Instrument Wichtig ist die Displayhelligkeit, damit man auch bei Sonnenlicht noch etwas erkennt. Foto: Trimble Einige Rugged-Modelle verfügen über spezielle Sensoren, etwa einen Infrarot-Sensor für Wärmebilder. Foto: CAT Phones
Außen hart, innen smart …
Das Herz von Rugged-Mobilrechnern bilden Strom sparende, für den mobilen Einsatz geeignete Mehrkern-Prozessoren. Dual-, Quad- und Octacore-Prozessoren, die in vielen aktuellen Mobilrechnern verbaut sind, ermöglichen auch rechenintensive Anwendungen. Bei Smartphone- oder Tablet-Speichern unterscheidet man zwischen dem flüchtigen Arbeitsspeicher (RAM), in den nur gerade verarbeitete Arbeitsdaten geladen werden, sowie dem internen Flash-Speicher (ROM), auf dem Anwendungs- und Programmdaten dauerhaft abgelegt werden. Hier gilt: je größer, desto besser. Bei einigen, aber nicht bei allen Smartphones oder Tablets lässt sich der Speicher extern per SD oder MicroSD-Karte erweitern. Rugged-Convertibles verfügen entweder über herkömmliche HD- oder robustere SSD-Festplatten. Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Displaygröße und -auflösung. Je größer das Display, desto bequemer ist die Bedienung, desto größer sind aber auch das Gehäuse und der Stromverbrauch. Ganz wichtig für die Outdoor-Tauglichkeit ist eine matte Bildschirmoberfläche, die Spiegelungen vermeidet, sowie eine große Variabilität der Bildhelligkeit, die sich sowohl an eine direkte Sonneneinstrahlung als auch an Dunkelheit anpassen lässt. Ein wichtiges Maß ist die Leuchtdichte in Cd/m2 (Candela pro Quadratmeter). Sie sollte mindestens 500, besser 1.000 Cd/m2 betragen – je höher, umso besser lässt sich das Display auch im Außenbereich ablesen. Eine Digitalkamera-Funktion auf der Gehäuse-Rückseite von Smartphones oder Tablets ist erst ab einer Auflösung von acht Megapixeln sinnvoll, darunter sind Baustellen-Dokumentationsfotos unbrauchbar. Eine zusätzliche Frontkamera kann man für die Videotelefonie nutzen. Erweiterungssteckplätze sind bei robuster Mobilhardware ebenso vorhanden, wie Daten- und Kommunikationsschnittstellen LAN, WLAN, Bluetooth oder USB. Standardmäßig enthaltene oder optional integrierbare Mobilfunk-Module ermöglichen die Mobiltelefonie und den mobilen Zugriff auf Internet-Dienste.
 

Tipps für eine längere Akku-Betriebsdauer

So lässt sich die Akku-Betriebsdauer mobiler Hardware steigern – allerdings meist auf Kosten des Bedienungskomforts:
  • Sofern es die Lichtverhältnisse zulassen, Display herunterregeln, denn Displays sind die größten Stromfresser.
  • Der Internet-Zugriff per Mobilfunk benötigt mehr Energie als das WLAN, deshalb möglichst über WLAN im Internet surfen.
  • WLAN/Bluetooth usw. möglichst nur dann aktivieren, wenn man auch tatsächlich online gehen oder Daten übertragen will.
  • Auch die E-Mail-Synchronisation belastet den Akku, deshalb sollte man den Abrufintervall verlängern oder auf manuell umstellen.
  • iOS- und Android-Stromverbrauchsstatistiken nutzen und möglichst entsprechende Energiefresser-Apps deinstallieren.
  • Auch über die Systemeinstellung des Gerätes lässt sich der Stromverbrauch des Akkus minimieren.
  • Akkus dann aufladen, wenn sie nur noch etwa zehn Prozent Leistung haben, denn die Lebensdauer hängt auch von der Ladehäufigkeit ab.
 
Achten sollte man auch auf die Akkulaufzeit, die beispielsweise für Vor-Ort-Aufmaße oder Baustellendokumentationen eine wichtige Rolle spielt. Bei einem realistischen Nutzungsprofil kann auch robuste Hardware teilweise schon nach drei bis vier Stunden schlapp machen. Herstellerangaben sind häufig irreführend, denn die angegebenen sechs, acht oder gar mehr Stunden im Akkubetrieb sind nur bei einem praxisfernen Nutzungsprofil mit heruntergedimmtem Display, geringer CPU-Auslastung, deaktivierter GPS-, WLAN- oder Buetooth-Funktion usw. zu erreichen. Behelfen kann man sich aber mit einem zweiten Akku-Satz, der bei einigen Geräten auch im Betrieb gewechselt werden kann. Eine teilweise optional erhältliche Handschlaufe oder ein Bauch- bzw. Schultergurt erleichtern die mobile Dateneingabe. Für den täglich wechselnden Einsatz zwischen Büro und Baustelle sollte man insbesondere bei Convertibles unbedingt eine ebenfalls optional erhältliche Docking-Station verwenden. An dieser sind im Büro externe Geräte wie Drucker oder Scanner sowie das Büro-Netzwerk angeschlossen, so dass man die Mobilhardware nur noch einstecken muss. Auch für Fahrzeuge offerieren einige Hersteller spezielle Halterungen und Akku-Ladegeräte.
 
Mit der integrierten Kamera lassen sich Schadensbilder schnell erfassen. Foto: Panasonic Mit einer optional erhältlichen Handschlaufe hat man Tablets sicher in der Hand. Foto: Pearl
Wann lohnt sich Rugged Hardware?
In der Rugged-Version kosten Smartphones, Tablets oder Notebooks schnell mal das Doppelte und Dreifache dessen, was man von vergleichbaren konventionellen Business-Modellen gewohnt ist. Der Mehrpreis macht sich aber schnell bezahlt, weil konventionelle Mobilhardware viele Schwächen hat: Gebrochene Scharniere oder Netz-Anschlussbuchsen, kaputte Netzteile, gesprungene Displaygläser oder defekte Akkus sind Schadensbilder, die schon nach kurzer Nutzungsdauer auftreten können. Das kommt bei Rugged-Geräten praktisch nicht vor – dank hochwertiger, langlebiger Bauteile und Materialien, einer guten Verarbeitung und dem besonderen Rugged-Schutz. Wer in diesem Preisniveau allerdings auch die neueste Prozessortechnik erwartet, wird enttäuscht: Rugged-Geräte hinken aktuellen Prozessor-Standards technisch immer ein wenig hinterher. Das liegt daran, dass Rugged-Modellzyklen langfristiger angelegt sind, als die von Prozessoren. Für die Zielgruppe ist das aber nur ein marginaler Nachteil. Aspekte wie Modellkontinuität, Zubehörauswahl, modulare Ausbaumöglichkeiten für individuelle Anpassungen, ein guter Service oder eine langjährige Verfügbarkeit von Zubehör und Ersatzteilen spielen im geschäftlichen Bereich in der Regel eine größere Rolle als die neueste Prozessortechnik. Wer dennoch meint, immer das neueste Smartphone-Modell besitzen zu müssen, wird Rugged-Geräte eher meiden und sich mit einer zusätzlichen Schutzausstattung behelfen. Für konventionelle Smartphones, Tablets und Notebooks offerieren diverse Anbieter eine reiche Auswahl an staub- und wasserdichten Schutzhüllen aus Neopren oder anderen Materialien, die auch vor Stößen und Kratzern schützen. Allerdings wird das meist mit Einschränkungen bei der Geräte-Zugänglichkeit und beim Bedienkomfort verkauft.
 
Rugged-Alternative: Für konventionelle Geräte werden auch staub- und wasserdichte Hüllen offeriert. Foto: Catalyst
 
Fazit: Rugged Hardware ist nachhaltiger!
Wer Wert auf ein zuverlässiges Arbeitswerkzeug legt, das nahezu allen Widrigkeiten trotzt und über viele Jahre klaglos seinen Dienst tut, findet in speziellen Rugged-Geräten treue und zuverlässige Begleiter. Bessere Geräte-, Bauteil- und Materialqualitäten sowie ein in der Regel sehr guter Service machen die Geräte langlebiger und damit auch nachhaltiger. Doch nicht alles, was als „rugged“ offeriert wird, ist es auch. Bezeichnungen wie „ruggedized“ können auf eine niedrigere Robustheitsstufe hindeuten und Anbieter konventioneller Mobilhardware, die einzelne Rugged-Modelle offerieren, verfügen nicht immer über das Know-how von ausschließlich auf die Rugged-Technik spezialisierten Herstellern. Leider setzen Prozessor- und Betriebssystemzyklen der Langlebigkeit von Rugged-Geräten Grenzen, insbesondere bei Smartphones. Wird die neue App nur ab einer bestimmten Betriebssystem-Version unterstützt, respektive der Support für ein Betriebssystem abgekündigt (wie kürzlich von Windows 7), wird man irgendwann doch zu einem Wechsel gezwungen, obwohl die Hardware noch viele Jahre durchhalten würde.
Dorian Kreicic
 
 
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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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