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2. Dezember 2020
Redaktion

Südamerika im Zoo Köln

Schon Generationen von Besuchern haben im historischen Südamerikahaus des Kölner Zoos exotische Tiere bestaunt. Seit dem Frühsommer 2019 stehen sie jedoch vor einem Bauzaun. Das 120 Jahre alte Gebäude wird seitdem denkmalgerecht saniert. Alles, was mit Stuck, Putz und Trockenbau zu tun hat, wird dabei von dem Bonner Fachunternehmen Linden ausgeführt.

Foto: Harald Siebert

 

 

 

Lindens Bau- und Projektleiter Stefan Böß an einer der Schadstellen an der Fassade des Gebäudes. Foto: Harald SiebertInnen und außen ist bei diesem Projekt viel zu tun, denn die Witterung und die Nutzung als Tiergehege haben über die lange Zeit hinweg deutliche Spuren hinterlassen. Diese sollen nun nicht nur beseitigt werden, sondern es steht ein grundsätzlicher Umbau an: Das Ziel ist, innerhalb des neuen Südamerikahauses eine frei begehbare Regenwaldlandschaft für Affen, Piranhas, Faultiere, Vögel und andere Tiere des Kontinents zu erschaffen. „Das wird eine Freihüpf-, Freiflug- und Freikrabbelhalle“, sagt Zoodirektor Theo Pagel. Doch bis dahin muss noch viel geschehen. Wie nahezu immer, wenn Altbauten renoviert werden, hat sich bei näherem Hinsehen gezeigt, dass die Substanz deutlich maroder ist als angenommen. Vor allem im Mittelschiff des einer russisch-orthodoxen Kirche nachempfundenen Gebäudes war im oberen Bereich kaum noch etwas zu retten. Letztlich blieben lediglich die Außenmauern stehen. Bei der Rekonstruktion musste auch das Linden-Team nicht nur auf den Denkmalschutz, sondern insbesondere bei der Materialauswahl auf die besonderen Anforderungen einer Tropenhalle Rücksicht nehmen, wo das ganze Jahr über hohe Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen, berichtet Bau- und Projektleiter Stefan Böß. „An rostfreie Schienen aus Edelstahl und auf feuchtigkeitsgeschützte Metallunterkonstruktionen haben wir zementgebundene Platten montiert und dann verspachtelt.“ An anderen Stellen haben die Trockenbauer und Verputzer zementäre Putze verarbeitet, die der Luftfeuchtigkeit standhalten sollen. Durchaus spektakulär wird dieser zentrale Teil des Gebäudes inszeniert. Metallbauer haben inzwischen einen eisernen Spazierweg auf Stelzen eingebaut, auf dem die Besucher ab dem kommenden Jahr quasi in der ersten Etage durch einen künstlich angelegten Regenwald gehen können. Damit alles möglichst echt nach Südamerika aussieht, werden Bäume gepflanzt, große Wurzeln als Dekoration eingebaut und Felsen imitiert. Es wird einen kleinen Wasserfall geben, der zwei Becken verbindet, in denen Piranhas schwimmen. {pborder}

Wandgestaltung erneuert 
Bereits in Ansätzen erkennbar ist der „Spazierweg“, der durch die künstliche Tropenlandschaft führen wird. Kleines Bild: Eine der Silikonformen, mit deren Hilfe das Linden-Team die Restaurierung durchgeführt hat. Foto: Harald SiebertAn der Fassade des Mittelschiffs haben die Lindens Stuckateure und Restauratoren die ursprünglichen, mittlerweile aber erheblich beschädigten Verzierungen rund um die Fenster zunächst aufgenommen und dokumentiert. Anschließend wurden Silikonformen angefertigt, in die dann Zementmörtel gegossen wurde, um so die Fenstereinfassungen, die Bogenfriese und das Traufgesims nachzugestalten. Sie sind nun wieder am Gebäude angebracht. Bei den vier das Mittelschiff flankierenden Ecktürmen mit ihren quadratischen Grundrissen und den „Zwiebeltürmchen“ hatten die Bauverantwortlichen des Zoos gehofft, man komme mit „etwas überarbeiten und streichen“ aus. Doch auch dies erwies sich als allzu optimistisch: Die Überarbeitung fiel „sehr viel umfangreicher“ aus, so Böß. Inzwischen jedoch erstrahlen die Türme zumindest im oberen Bereich wieder im ursprünglichen Glanz. In Erdgeschosshöhe sind die Schadstellen dagegen noch unübersehbar. Risse hatten sich in den Halbsäulen ergeben, in die Feuchtigkeit eingedrungen ist, die dann zu großflächigen Abplatzungen führte. Auch sie stehen noch auf der „To-do-Liste“ von Linden. Das Südamerikahaus gehört neben der 1860 im klassizistischen Stil erbauten Direktorenvilla, die demnächst renoviert werden soll, und dem nur wenig später im maurischen Stil errichteten Giraffen- und Antilopenhaus zu den ältesten, noch erhaltenen Gebäuden im Zoo der Domstadt. Es gilt als einmalig weit über das Rheinland hinaus und als prägender Bestandteil der Zoo-Bebauung, zumal sein äußeres Erscheinungsbild weitgehend original erhalten ist. Die Kosten für die Gesamtrenovierung liegen bei acht Millionen Euro. Geldgeber sind die Stadt Köln, die NRW-Stiftung und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Einen großen „Batzen“ steuert auch der Zoo selbst bei aus einem kürzlich eingegangenen Vermächtnis. Zu Ehren dieses Großspenders wird das Südamerikahaus künftig Arnulf-Reichert-Haus heißen. Harald Siebert

 

 

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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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