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2. September 2021
Redaktion

Wie der Gips der Zukunft aussieht

Rohstoffknappheit ist aktuell ein stark diskutiertes Thema. Das betrifft auch den Gips, denn auch durch die Energiewende verändert sich der Bestand. Denn etwa die Hälfte des benötigten Materials entstammt einem Verfahren, welches durch den Ausstieg aus der Kohle zukünftig nicht mehr vorhanden sein wird. Aktuell wird Gips zudem im Tagebau oder untertägigem Abbau gewonnen. Lösungen könnten stärkeres Recycling oder eine synthetische Produktion sein.


Foto: Knauf

Die Hälfte des in der Bundesrepublik verbrauchten Gips entsteht durch Rauchgasentschwefelung von Kohlekraftwerken als sogenannter REA-Gips. Im Jahr 2020 wurde durch die Bundesregierung das Kohleausstiegsgesetz festgelegt, welches den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 vorsieht. Das bedeutet einen kontinuierlichen Rückgang bei der REA-Gipsproduktion. In spätestens 18 Jahren steht somit überhaupt kein REA-Gips mehr zur Verfügung. Mehr als die Hälfte des Bedarfs muss also nach und nach aus anderen Quellen gedeckt werden, sagt Hersteller Knauf. Die Konsequenzen des Abschieds vom REA-Gips werden nicht nur durch die Mengenverhältnisse deutlich. REA-Gips hat die im Vergleich zu Naturgips/-anhydrit und zu Recyclinggips höchste Reinheit durch seinen Calciumsulfatanteil und verursacht den geringsten Aufwand sowie entsprechend niedrigere Kosten bei der Gewinnung. Dennoch kann Recycling das Problem lösen.

Alten Baustoff neu produzieren

Die Erwartung auf weniger Gips sorgt für Unruhe. Das diskutieren der Bundesverband der Gipsindustrie (BV Gips) und der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM). Denn der BV Gips und der VDPM informieren ebenfalls zur neuen Produktion von Putz.  Weil Gips eignet sich hervorragend zum Recycling, weil man ihn fast sortenrein zurückgewinnen und anschließend immer wieder in hochwertigen Kreisläufen recyceln kann. Die anfallenden Gipsabfallmengen können jedoch trotz großer Anstrengungen der Branche selbst bei 100-prozentiger Wiederverwendung nur einen begrenzten Anteil zur Rohstoffversorgung beisteuern. Technisch erzeugte Calciumsulfate sind eine Alternative. Dazu gehört beispielsweise der synthetische Anhydrit, der als Koppelprodukt bei der Herstellung von Flusssäure anfällt. Aufgrund seiner Reinheit wird er bereits heute vollständig einer hochwertigen Verwendung zugeführt. Zu den technisch erzeugten Gipsen gehört ebenfalls der sogenannte „Phosphorgips“, der allerdings nicht ohne Weiteres verwendet werden kann. Aber auch diese technischen Gipse reichen bei Weitem nicht aus, den Rückgang der REA-Gipsproduktion zu kompensieren. Naturgips/-anhydrit ist dennoch in Deutschland ausreichend vorhanden und technisch wie ökonomisch grundsätzlich gut erschließbar. Beim Abbau gelten schon jetzt sehr hohe Umweltstandards und Vorgaben. Die Industrie geht bei ihren Aktivitäten oft über dieses Niveau hinaus und setzt konsequent auf hochwertige Rekultivierung und Renaturierung der Abbauflächen. Gips-Rohstoffsicherung und Umweltbelange lassen sich in Einklang bringen. Das ist ein Licht am Ende des Tunnels.

Quelle: Knauf / Wolfram Hülscher

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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