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1. Januar 2015
Redaktion

Treffpunkt Attika

Ambitionierte Dämmungen auf Flachdächern und an Fassaden fordern eine wärmebrückenfreie Detaillierung – auch am Dachrand. Ein Attikaelement löst dieses Detail.


Foto: Puren

In Speyer wurde ein achtgeschossiges Wohnhaus mit viergeschossigem Anbau, Geschäften im Erdgeschoss und rückwärtigem Lagergebäude unter energetischen Gesichtspunkten von ­einem spezialisierten Architekturbüro analysiert, geplant und von der Firma C. Dupré saniert. Der Transmissions­wärmeverlust über die Gebäudehülle des 1961 errichteten Gebäudes wurde allein durch Dämmmaßnahmen auf 15 Prozent des ursprünglichen Wertes reduziert. Der Energiebedarf (Primär- und Endenergiebedarf) konnte um rund 85 Prozent reduziert werden.
Den entscheidenden Beitrag zu dieser Energieersparnis leistet eine bis ins Detail exakt geplante Wärmedämmung. Nicht weniger als 30 Wärmebrücken­-
b­erechnungen erstellte das für dieses Bauvorhaben zuständige Architekturbüro Christian Hauss, heute HRA, Hauss.Rohde Architekten, Haßloch + Karlsruhe. Dabei standen Resolhartschaum (Fassade) und Polyurethan-Hartschaum (Fassade und Flachdach), kurz PUR/PIR, zur Diskussion. Diese Dämmstoffe erfüllten die zwei entscheidenden Forderungen: möglichst geringe Schichtdicken (wegen geomet­rischer Zwänge) und ausreichender Brandschutz mit einem homogenen Material. Letztendlich fiel die Entscheidung, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile, zugunsten einer kompletten PUR/PIR-Dämmung. Diese Dämmvariante sicherte unter Berücksichtigung aller Aspekte an Dach und Wand und in der Detaillierung effiziente und optimale Lösungen.

Vom Flachdach an die Fassade
Das Flachdach erhielt eine zweilagige Wärmedämmung aus PUR/PIR. Der U-Wert dieser Konstruktion beträgt im Mittel 0,076 W/m²K und unterbietet damit selbst die höchsten Anforderungen, die irgendwann für Passivhäuser gelten werden. Am Rand der Wohndächer sind die Dämmungen bis zu 380 mm dick. Hier trifft das Flachdach auf die 180 mm dicke Fassadendämmung. Um den Dachrand im Treffpunkt beider Dämmlagen stabil und möglichst wärme­brückenfrei zu gestalten, war an diesem Objekt ursprünglich eine Hilfskonstruktion aus Holz vorgesehen. Mit dem Einsatz der neuen Purenit Attikaelemente wurde dieses Detail innovativ und wärmebrückenfrei gedämmt. Eine Isothermenberechnung belegt den positiven Effekt. Zudem erlaubt das Attikaelement an dieser geometrisch sensib­len Stelle eine solide Montage und durchdachte Anschlüsse der horizon­talen und vertikalen Dämmlagen.
Das Attikaelement besteht aus einem senkrechten, 80 mm dicken Dämmblock mit einem pultförmigen 5°-Gefälleschnitt und einer darauf verschraubten, entsprechend geneigten Abdeckplatte. Bei dem Bauvorhaben in Speyer kam infolge einer vorhandenen, betonierten Aufkantung die Standardvariante des Attikaelements zum Einsatz.
Die Elemente werden auf der obersten Betondecke mithilfe bauüblicher ­Laschen und Winkel verdübelt und verschraubt, was keine besonderen Montagekenntnisse erfordert. Das Element aus Purenit (l = 0,086 W/mK) lässt sich dabei wie Holz sägen und schrauben, so dass die Arbeiten mit üblichen Geräten und ­Fertigkeiten aus der Holzbearbeitung rationell lösbar sind.

WDVS für Fassade
Im ersten Schritt wurden alle vorstehenden und die Gebäudehülle durchdringenden Balkonplatten mit Diamantsägen egalisiert. Die neuen, rund 12 m² großen Balkone sind heute als filigrane Stahlkonstruktion vorgehängt. Aus energetischen Gründen durchdringt die Balkonkonstruktion das WDVS nur punktuell.
Basis für das aufzubringende WDVS mit dem Polyurethan-Dämmstoff Purenotherm war ein 24 cm dickes Mauerwerk aus einer Kalksandsteinvariante Granulit. Sie wird heute nicht mehr produziert. Ihre unsicheren Eigenschaften und die zweifelhafte Oberflächenbeschaffenheit der Wandbekleidung (verschiedene Putze, lose und feste, auch latexartige Farbanstriche) zwangen zur besonderen Vorsicht. Durchgeführte Zugversuche fielen durchweg negativ aus. Daraufhin wurden die Farbanstriche, soweit es sinnvoll und machbar war, entfernt und die Oberflächen der Außenwände mit Mauerfräsen im Raster von etwa 40 mal 40 cm bis zum Putz aufgefräst. Das Purenotherm-WDVS wurde darauf geklebt und gedübelt, wobei je nach erwarteter Belastung zwischen drei und fünf Dübel pro Quadratmeter gesetzt wurden. An den Gebäudeecken und in größeren Höhen wurden die Dübel dichter gesetzt. Zum Einsatz kamen, entsprechend den hohen Anforderungen an diesem Objekt, nur spezielle Thermodübel.
Bevor die neue Dämmung montiert werden konnte, wurden die Fenster ­gegen neue mit Dreifachverglasung ausgetauscht und hoch gedämmte Roll­ladenkästen eingebaut. Die 18 cm dicke PUR/PIR-Dämmung (l = 0,026 W/mK) bildet den Abschluss der Dämmarbeiten. Vor der Sanierung wies die 3127 m² große Außenwandfläche einen U-Wert von 1,21 W/m²K auf. Nach der Sanierung liegt der U-Wert der Wände bei 0,13 W/m²K.

Unkritischer Brandschutz
Bekanntermaßen ist der Brandschutz bei einem Gebäude knapp unter der Hoch­hausgrenze elementar. WDVS mit großen Schichtdicken bedürfen hier
besonderer Sorgfalt. In Abstimmung mit dem Brandschutzbeauftragten konnte unter Vorlage von Ergebnissen aus Brandversuchen, wegen der material­typischen Eigenschaften von PUR/PIR im Brandfall, auf spezielle Brandbarrieren verzichtet werden. Somit konnte das WDVS konstruktiv vorteilhaft homogen ausgeführt werden.

Abbildungen: 1,3-5: Puren; 2+6: Christian Hauss                                                                                Ausgabe: 7-8/2103

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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