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26. Oktober 2020
Redaktion

So vergrault man Mitarbeiter nicht

Volle Auftragsbücher, Termindruck und Fachkräftemangel, dann kündigen zwei der besten Mitarbeiter unerwartet das langjährige Arbeitsverhältnis. Der Verdacht liegt nahe, dass ein anderer Marktteilnehmer aktiv nachgeholfen hat und ein oder zwei Euro mehr auf die Stunde bezahlt.
Foto: pixabay

Das zumindest ist der erste Gedanke. Die Wirklichkeit sieht meist anders aus. Es sind in der Regel andere Motive, warum gute Fachkräfte den Betrieb verlassen. Mitarbeiter haben konkrete Erwartungen an ihren Chef.  Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen jedoch oft Welten. Wenn Firmen mit einer hohen Fluktuation von Mitarbeitern kämpfen, gibt es Gründe. Nicht immer geht es ums Geld. Auch nicht um andere berufliche  Herausforderungen oder bessere Perspektiven. Oft liegt es am Vorbildverhalten der Geschäftsleitung. Statt gute Leute zu halten, werden diese vergrault. Das gilt für viele Branchen, losgelöst von der Firmengröße. Es beginnt mit wiederholter Demotivation. Dann folgt der Frust. Was früher oder später zur Kündigung treibt. Dabei erwarten Mitarbeiter keinesfalls den perfekten Vorgesetzten. Ganz im Gegenteil. Kleine Eigenheiten oder Fehler werden durchaus akzeptiert und machen sogar sympathisch. Unter Umständen entwickelt sich dabei sogar so etwas wie Teamgeist. Trotzdem schaffen es Vorgesetzte, ihre Mitarbeiter wiederholt vor den Kopf zu stoßen. Das zeigen klassische Beispiele im Alltag. Bevormundung ist solch ein Paradefall. Damit wird Motivation geradezu unterdrückt.  Dahinter steckt die Vorstellung der Chefs,  nur sie allein wären in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Engagierte Mitarbeiter, die effektiv und umsichtig arbeiten sollen, wünschen sich  jedoch vor allem eines: Freiräume. Das setzt allerdings voraus, dass man im Rahmen der Kompetenzen eigenverantwortlich entscheiden und agieren kann.{pborder}

 
Begeisterte Mitarbeiter 
Wer entschlossen und engagiert arbeiten soll, der braucht klare Ansagen. Man muss ja wissen, was zu tun ist.  Hierzu ein Beispiel: Wenn ein Kutscher hüh ruft, sollen die Pferde nach links und bei hott nach rechts laufen. Wenn aber einmal hüh und einmal hott gerufen wird, wissen die Pferde aufgrund der widersprüchlichen Befehle nicht mehr, in welche Richtung sie ziehen sollen. Mit unklaren und sich widersprechenden Ansagen können auch Mitarbeiter nichts anfangen. Und wie sieht der Baustellenalltag aus? Morgens wird anders entschieden als am Abend zuvor. Was gestern noch große Bedeutung hatte, ist heute bereits unwichtig. Werden Vorgaben von heute auf morgen geändert, laufen die Mitarbeiter planlos umher. Gewünscht sind verbindliche Vorgaben. Anerkennung für besondere Leistungen und ein offenes Ohr des Chefs sind vielen Mitarbeitern wichtig. Doch welcher Chef bringt zum richtigen Zeitpunkt ein ehrliches Lob über die Lippen? Viel eher sind da diese Stimmungsschwankungen und Launen. Mitarbeiter spüren schnell, ob nur bei guter Laune gelobt wird oder ob man lediglich zu bestimmten Tageszeiten auf ein offenes Ohr stößt.  Die meisten Mitarbeiter haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Kommunikation. Sie wünschen sich Informationen über die Lage der Firma, der Baustelle oder über geplante Veränderungen beim Personal. Und sie wollen diese Informationen vom Chef hören. Und nicht über die sogenannten Buschtrommeln. Leider neigen manche Führungskräfte dazu, als wären sie beim Geheimdienst. Dementsprechend gehen sie mit Informationen um. Wer jedoch sein Chefwissen bunkert, darf sich nicht wundern, wenn den Mitarbeitern irgendwann Vieles gleichgültig ist. Es gibt Menschen, die müssen ständig das letzte Wort haben. Wer diesbezüglich wiederholt auf die Anti-Haltung der Geschäftsleitung prallt, der wird schnell aufhören, eigene Vorschläge im Betrieb einzubringen. Dabei sind gute Ideen der Mitarbeiter wichtige Erfolgsbausteine in jedem Unternehmen. Wenn man Mitarbeiter nicht mitreden lässt, dreht man ihnen früher oder später den Leistungshahn zu. Wer will schon einen Chef haben,  der  kein offenes Ohr für die Belange der Mitarbeiter hat. Wer umgekehrt zuhören und Antworten geben kann, der motiviert für das Unternehmen oder eine Idee. Wünschenswert ist also der Dialog. Vielen Vorgesetzten fehlt leider die Qualität zur Vermittlung zwischen unterschiedlichen Ideen, und die Fähigkeit zur Moderation von Konflikten. Dabei enden nicht selten Meinungsverschiedenheiten in konstruktiven Kompromissen.  Mit Kontrollwerkzeugen lässt sich Manches leicht überwachen. Hilfsmittel wie GPS haben bei größeren Firmen insofern eine echte Bedeutung. Da im Maler- und Stuckateur-Handwerk der überwiegende Teil der Firmen jedoch aus Kleinstbetrieben besteht, spielt Vertrauen die zentrale Bedeutung. Wer sich umgekehrt ständig kontrolliert fühlt und keine noch so kleine Entscheidung alleine treffen darf, der wird unsicher. Früher oder später verkümmern der Einsatzwille und die Leistungsbereitschaft. Verantwortung wird viel zu wenig übertragen. Egal ob es die komplette Baustellen-Abwicklung, Firmen-Fahrzeuge, den Umgang mit Werkzeugen oder das Beschaffen von Aufträgen betrifft. Das hat viel mit Erziehung zu tun. Der Vorwurf, dass Mitarbeiter keine Verantwortung übernehmen, stimmt nicht. Jedenfalls ist es nicht die unternehmerische Aufgabe des Geschäftsführers, am Samstagnachmittag das Lager in Ordnung zu bringen. Vielmehr könnten Auszubildende entsprechend in die Pflicht genommen werden, um sich für Ordnung, Sauberkeit und Pflichten zu sensibilisieren. Im Mannschaftssport gibt es die goldene Regel, dass nicht der Einzelne der Star ist, sondern das Team. Zusammen arbeiten, sich gegenseitig unterstützen oder sich mit neuen Ideen einbringen – Teamarbeit ist die Grundlage für den Erfolg eines Unternehmens. Der einzelne Mitarbeiter arbeitet umso effektiver, wenn er das Gefühl hat, als Teil einer funktionierenden Mannschaft zu agieren. Spielt sich umgekehrt der Vorgesetzte, oder aber auch andere Kollegen, auf Kosten des Teams ständig in den Vordergrund, darf sich keiner wundern, wenn das Team früher oder später Dienst nach Vorschrift macht. Wer von den Mitarbeitern eine engagierte und zügige Umsetzung der Arbeit fordert, sollte selber Wert legen auf unmissverständliche Aussagen, klare Entscheidungen, und eine sichere Führung. Wer umgekehrt ständig die Ansagen wechselt, die Mitarbeiter bevormundet oder mit Kommunikation und Wertschätzung geizt, wird nicht viel Freude mit seinem Team haben. „Wie der Herr, so´s Gscherrr“. Diese Redewendung hat sehr viel mit dem Führungsverhalten zu tun. Das Gute ist: Im Maler- und Stuckateur-Handwerk gibt es sehr viele vorbildlich geführte Fachbetriebe. Deren Chefs treten nicht in vergleichbare Fettnäpfchen, wie diese beispielhaft beschrieben sind. Im Gegenteil. Sie behandeln Mitarbeiter so, dass deren Verhalten eins zu eins durch loyale, motivierte und produktive Mitarbeit wertgeschätzt wird.  F. Helfensteiner
 

Wunsch und Wirklichkeit

Aussagen von Chefs und Mitarbeitern:
  • Ich muss jeden Tag so viel Sachaufgaben lösen, für Führungsaufgaben habe ich keine Zeit.
  • Der Chef jammert immer, wie schlecht es ihm geht, aber er fährt immer das neueste Auto.
  • Warum soll ich mich engagieren, wenn so viele Luschen bei uns im Betrieb rumlaufen.
  • Der Müller bekommt 2 Euro mehr die Stunde als ich und leistet wesentlich weniger als ich.
  • Wir bekommen seit 3 Jahren keine Lohnerhöhung, aber gesprochen hat keiner mit uns.
  • Meine Mitarbeiter tun einfach nicht das, was ich sage.
Führungsqualitäten im Umgang mit Mitarbeitern
  • Klar sagen, was man will – und was man nicht will
  • Mitarbeiter in Verantwortung einbeziehen, delegieren
  • Sich grundsätzlich schnell entscheiden
  • NEIN-Sagen
  • Konsequent sein
  • Gute Ergebnisse loben – schlechte Leistungen „schlecht“ nennen
  • Gerecht handeln (keine Privilegien, leistungsgerechter Lohn)
  • Orientierung geben

Der klare, positive, vertrauensvolle Umgang mit Mitarbeitern ist ein  wesentlicher Erfolgsfaktor. Quelle: F. Helfensteiner

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