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28. Februar 2023
Redaktion

Nachweislich gesund bauen

Der moderne Mensch verbringt rund 90 Prozent seiner Lebenszeit in geschlossenen Räumen. Dabei nimmt er pro Tag bis zu 13,5 kg Raumluft und 1,5 kg Frischluft zu sich – bei einer derart großen Menge ist die Qualität der Luft ausschlaggebend. Luftfeuchte, -reinheit und -temperatur beeinflussen unsere Lebensqualität und damit unsere Gesundheit entscheidend. Die Qualität der Raumluft ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig.
Foto: Baumit
Ist die Differenz zwischen Raumlufttemperatur und Wandtemperatur größer als drei Grad Celsius, kommt es zu unangenehmen Luftströmen, warme Luft steigt auf und kalte Luft zieht nach, das führt zu Konvektion.

Zu den physikalischen Einflussfaktoren zählen neben Luftfeuchtigkeit und -temperatur auch Luftzirkulation, Staub, Lärm, Licht, Elektrosmog etc. Diese lassen sich mit handelsüblichen Messgeräten, wie Thermo- oder Hygrometer, messen, um kritische Werte zu erkennen. Bei einer gleichmäßigen Temperatur von 20 – 22°C fühlen wir uns in Wohn- und Aufenthaltsräumen am behaglichsten. Gibt es jedoch eine hohe Temperaturdifferenz zwischen der Wandoberfläche und der Raumluft, kommt es im Raum zu Zirkulationseffekten, die sich negativ auf das Behaglichkeitsempfinden auswirken. Diese Zirkulation der Luft im Raum infolge der unterschiedlichen Temperaturverteilung wird als kühle Zugluft wahrgenommen. Um derartige Effekte zu vermeiden, müssen die Temperaturdifferenzen minimiert werden. Häufig werden neue Fenster eingebaut und im Idealfall die Außenwände mit einem WDV-System versehen. So wird die Temperaturdifferenz zwischen Innenraum und Wandoberflächen möglichst geringgehalten und die gedämmten Außenwände bleiben, einmal aufgeheizt, länger oberflächenwarm. Dies ist auch in Bezug auf steigende Energiekosten ein entscheidender Faktor.

 

 

Wohlfühlfaktor Luftfeuchtigkeit

Neben der optimalen Raumtemperatur spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. Grundsätzlich gelten Werte zwischen 40 und 60 Prozent relative Luftfeuchte als gesund und angenehm. Ein 4-Personen-Haushalt produziert ca. 10 l Feuchtigkeit pro Tag in Form von Wasserdampf durch Kochen, Duschen, Atmung, Wäschetrocknen. Bestimmt durch unseren Lebensrhythmus, fällt in den Morgenstunden und am Abend mehr Feuchtigkeit an als tagsüber. Das wirkt sich auf die Raumluftfeuchtikgeit und das Wohlbefinden aus. Ist die Aufnahmefähigkeit der Luft erreicht, kann sich an Wärmebrücken, Fensterrahmen und andren kühlen Oberflächen Kondesationsfeuchte bilden. Hält die hohe Luftfeuchtigkeit länger an, findet Schimmel auf diesen Oberflächen optimale Wachstumsbedingungen. Putzsysteme, die eine gute Sorptionsfähigkeit besitzen, können Feuchtigkeitsspitzen abpuffern und tragen zu einem gleichmäßigeren Feuchtehaushalt bei.

Biologische Einflussfaktoren

Viren, Bakterien, Allergene, Milben und Schimmelsporen sind die typischen biologischen Einflussfaktoren. Wenn sie nicht durch aktiven Schimmelbefall an den Wänden sichtbar sind, sind sie nur schwer nachzuweisen. Jedoch können sie ein hohes gesundheitliches Risiko darstellen und insbesondere zu Atemwegserkrankungen führen.

Liegt die Luftfeuchtigkeit dauerhaft über dem Grenzwert von 60 Prozent, besteht die Gefahr einer vermehrten Bildung gesundheitsschädigender Organismen, wie Bakterien, Viren, Schimmelpilzen etc. Insbesondere in Räumen, die hohen Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt sind, kann es zu erhöhter Feuchtigkeit und somit zu einer erhöhten Schimmelgefahr kommen. Klima-Kalkputze bieten durch ihre hohe Alkalität und den hohen pH-Wert keinen Nährboden für schädliche Organismen.

Foto: Baumit
Die Raumluft trägt entscheidend zum Wohlgefühl bei.

Chemische Einflussfaktoren

Dazu zählen insbesondere VOC (Volatile organic compound) sowie CO2, Tabakrauch, Duftstoffe und Gase. Im Allgemeinen nehmen wir diese Art von Stoffen bereits geruchlich wahr, wenn sie in sehr geringen Mengen vorliegen – oft noch, bevor diese eine gesundheitsgefährdende Konzentration erreicht haben. Problematisch wird es, wenn belastende Gerüche trotz Lüftens nach einigen Monaten nach wie vor wahrnehmbar sind und gleichzeitig Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Reizerscheinungen auftreten. Produkte, die auf Emissionen geprüft werden und somit nachweislich keine Schadstoffe in den Raum eintragen, bieten hier Sicherheit.

Einsatz „intelligenter“ Baustoffe

Durch Baustoffe die luftfeuchtigkeitsregulierend sind, werden Feuchtigkeitsspitzen in der Raumluft abgebaut und bei Bedarf schrittweise wieder abgegeben. Diese Eigenschaften erfüllen Kalkputze. Mit mineralischen Systemen, wie Kalkputzen und mineralischen Farben beispielsweise auf Silikatbasis, können im Wohnungsbau wohngesunde Innenwandflächen erstellt werden, die in Anbetracht der oben genannte Faktoren ein optimales Zusammenspiel ergeben.

Foto: Baumit
Das Behaglichkeitsklima ist abhängig von Faktoren wie Lufttemperatur, Temperatur der Oberflächen und der Luftwechselrate.
Foto: Baumit
Bei gut gedämmten Außenwänden liegt die Oberflächentemperatur der Wand auch in der kalten Jahreszeit nahe der Raumlufttemperatur.

Keine Chance für Schimmel mit Kalkputzen

Durch ihre natürliche hohe Alkalität wirken Kalkputze antiseptisch und fungizid. Sie eignen sich somit nicht als Nährboden für Schimmelpilze. Speziell konfigurierte Klima-Kalkputze zeigen aber auch in anderer Hinsicht ihren positiven Beitrag zur Schaffung eines wohngesunden Raumklimas.

Die Putzschichtstärken sind wichtig

Auch die Putzschichtstärken spielen eine große Rolle. Klima-Kalkputze ab einer Mindestschichtstärke von 0,5 cm haben einen signifikanten Einfluss hinsichtlich der Feuchteaufnahme im Raum. Die speziell rezeptierten Klima-Kalkputze können einen positiven Beitrag leisten um die Raumluftfeuchte in einer optimalen Balance zu halten, denn die Luftfeuchtigkeit hat erheblichen Enfluss auf die Entwicklung von Organismen, chemischen Vorgängen im Innenraum und den menschlichen Körper. Wie bereits erwähnt, empfinden wir relative Raumluftfeuchte von 40 – 60 Prozent behaglich. Bei einer relativen Feuchte von > 70 Prozent steigt das Schimmelwachstumsrisiko und bei < 40 Prozent kommt es sehr leicht zu Schleimhaut- und Atemwegsirritationen.

Sicherheit durch Labels: wohngesunde Produkte ausweisen

Um wohngesund bauen zu können, ist es auf der einen Seite wichtig, die Behaglichkeitsfaktoren zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite, kann mit optimal eingesetzten und auf wohngesundheit geprüften Produkten der Eintrag von Emissionen minimiert werden. Auch Baustoffe, die nicht sichtbar, sondern durch weitere Beschichtungen verdeckt sind (z. B. Mauermörtel, Estriche, Beläge), können die Raumluftqualität negativ beeinflussen. Deshalb sind bei der Wahl von wohngesunden Produkten alle Bereiche zu berücksichtigen. Durch Zertifikate von unabhängigen Label-Anbietern, wie beispielsweise eco-INSTITUT-Label oder natureplus-Umweltzeichen, erhält der Investor und Bauherr Sicherheit: durch die verwendeten Produkte dringen keine oder möglichst wenig Emissionen oder Schadstoffe in den Innenraum.

Barbara Wiedemann ist Produktmanagerin bei der Baumit GmbH.

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