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31. August 2020
Redaktion

Mehr als nur das Handwerk
beherrschen

Der Kampf um Fachkräfte spitzt sich trotz Coronakrise weiter zu. Die „weichen Fähigkeiten“ werden dabei immer wichtiger: bei Chefs, wenn es um die Gewinnung von Mitarbeitern geht, und genauso bei den Mitarbeitern – im Betrieb und im Umgang mit Kunden. Wir klären, was man genau unter Soft Skills versteht und welche am meisten gefragt sind.


Foto: Pixabay / MichaelGaida, communication-76)

 

Fachlich fit zu sein genügt heute nicht mehr. Die landläufige Meinung, dass man vor allem sein Handwerk beherrschen müsse, um ein Unternehmen führen zu können oder um Karriere als Angestellter zu machen, ist falsch. Viel wichtiger als Fachwissen und Methodenkompetenz sind die Soft Skills, überall in der Arbeitswelt, vom Azubi bis zum Unternehmensleiter und Manager. Prof. Jan Lies von der FOM Hochschule Dortmund sagt auf die Frage, warum Soft Skills heute so wichtig sind im Arbeitsleben: „Vielen Betrieben fehlen die Leute. Stichwort Fachkräftemangel. Soft Skills sind die Basis jeder Arbeitgebermarke, die im Betrieb gelebt werden muss, um Mitarbeiter sowie Kunden zu gewinnen und zu halten. Darum ist gute Führung genauso wichtig wie gutes Teamplay, um Mitarbeiter zu gewinnen, zu binden und zu motivieren.“{pborder}

Soft Skills sind die Tugenden von früher
Soft Skills, übersetzt mit „weiche Fähigkeiten“, beschreibt laut Duden Kompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich bzw. Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Früher nannte man sie Tugenden. Ganz oben standen Fleiß, Pünktlichkeit, Disziplin in den streng hierarchischen Arbeitsstrukturen. Heute sieht man es differenzierter – es gibt hunderte Soft Skills. Relevant für die Karriere sind sie erst seit 25 bis 30 Jahren. Heute gibt es kaum mehr eine Stellenausschreibung, in der keine Soft Skills aufgeführt sind. Aber wie haben sich die Soft Skills im betrieblichen Kontext über die letzten 50 Jahre hinweg verändert? Prof. Lies weiß: „Wenn der Fachkräftemangel in vielen Betrieben nicht so spürbar wäre, hätte sich dort vermutlich wenig bis gar nichts geändert. In einigen Branchen ist das bis heute der Fall. Jetzt müssen sich viele Arbeitgeber bewegen: Junge Leute, etwa aus der Generation Z
– wollen sich selbstverwirklichen, Spaß am Beruf haben und ein gutes Arbeitsklima erleben. Und das bitte ohne Schichtarbeit und in der Nähe des Wohnorts.“

Soft Skills und emotionale Intelligenz
Marion Kellner-Lewandowsky schreibt auf www.haufe.de, dass sich alle Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Menschen den Feldern Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Persönlichkeitskompetenz zuordnen lassen. Die letzten drei Kompetenzfelder zählen zu den Soft Skills. Fachkompetenz ist demnach die „Gesamtheit des fachlichen Wissens und der handwerklich-fachlich angewandten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person“. Unter Methodenkompetenz versteht man die „Gesamtheit der zur Verfügung stehenden und erfahren einsetzbaren Methodenkenntnisse“. Soziale Kompetenz meint die „Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit anderen Menschen“, und persönliche Kompetenz die „Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit sich selbst“. Hinzu kommt die emotionale Intelligenz. „Menschen, die über ein hohes Maß an Soft Skills verfügen, gelten als emotional intelligent. Emotionale Intelligenz bedeutet das Vermögen, mit eigenen Gefühlen und denen anderer richtig umzugehen. Emotional intelligente Menschen verfügen demnach über folgende wesentliche Kompetenzen: Sie können sich selbst gut beobachten und wahrnehmen, sie besitzen eine hohe Motivation, verfügen über Einfühlungsvermögen und sie haben gute kommunikative Fähigkeiten.“  

Alte Tugenden verlieren nicht an Bedeutung
„Einige Soft Skills – beispielsweise angemessene Umgangsformen, Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, die Fähigkeit sich selbst zu motivieren, oder Loyalität zum Unternehmen – spielen bei jeder Stelle und unabhängig von der hierarchischen Position eine wesentliche Rolle“, weiß www.kalaydo.de. Hier werde auch deutlich, dass die alten Tugenden ihre Bedeutung im Arbeitsleben keineswegs verloren haben. Auch im Bewerbungsverfahren und in der Probezeit würden Arbeitgeber sehr stark auf solche Eigenschaften achten.

Fünf Kompetenzbereiche für Chefs
Im Führungsbereich sind nach Daniel Goleman, der das Konzept der emotionalen Intelligenz in Bezug auf Führung entwickelt hat, vor allem fünf Kompetenzbereiche relevant: Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Empathie, Motivation und Geschick im Gestalten sozialer Beziehungen, berichtet www.haufe-akademie.de: Selbstwahrnehmung bedeutet die Fähigkeit, eigene Emotionen, Stimmungen und Gefühle zu verstehen und die Wirkung des eigenen Handelns auf andere gut einzuschätzen und vorauszusagen. Selbstregulierung meint die Reife und Professionalität, hohen sozialen Druck ohne Rückzugs- oder Fluchttendenzen auszuhalten und eigene Emotionen situationsspezifisch zu steuern. Empathie heißt die Fähigkeit, unterschiedliche Anspruchsgruppen in ihrer Sprach- und Denkwelt zu erreichen sowie komplexe soziale Situationen richtig zu erfassen und einzuschätzen. Motivation umfasst den Mut, ins Risiko zu gehen, Stellung zu beziehen, Konflikte anzusprechen sowie in konstruktivem Geist auszutragen, als auch die Fähigkeit, andere Menschen für ein Vorhaben zu gewinnen. Gestaltung sozialer Beziehungen bedeutet die Fähigkeit, zu den unterschiedlichsten Anspruchsgruppen gute Beziehungen aufzubauen, sie sowohl im Einzelgespräch als auch in Gruppendiskussionen und bei Vorträgen zu erreichen und tragfähige Beziehungen zu entwickeln.

Für mehr Wertschätzung und Achtsamkeit
Wenn die Soft Skills vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels auf Unternehmerseite wie auch auf Bewerberseite an Bedeutung gewinnen, dann sorgt das auch für mehr Wertschätzung und Achtsamkeit im Unternehmen und im Umgang miteinander. Bärbel Daiber

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