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25. Mai 2022
Redaktion

Gleichmäßige und ebene Putzfassaden

Wärmedämm-Verbundsysteme bieten mehrfachen nutzen. Sie tragen durch ihre dämmende Wirkung zum Klimaschutz bei und ermöglichen für Bewohner das Einsparen von Energie.


Foto: Baumit

Detailaufnahme der Fassade unter Streiflichteinwirkung. Erkennbar ist eine gleichmäßig ausgeführte Kratzputzstruktur. Foto: Baumit Wer in ein WDVS investiert, investiert in die Zukunft. Das ermöglicht neue Chancen für Stuckateure. Doch Kunden haben konkrete Ansprüche an die Optik der fertigen Putzoberfläche. Mögliche Kritikpunkte sind die fehlende Gleichmäßigkeit der Struktur oder auch die Ebenheit der Putzfläche. Fakt ist, dass bei handwerklich erstellten Flächen eine absolut perfekte Oberfläche, vergleichbar zu industriell hergestellten Flächen, nicht möglich ist. Bei der Beurteilung wird es schwierig, wenn eine subjektive einer objektiven Bewertung gegenübersteht.

Thema Streiflicht

Üblich ist, dass besonders bei Streiflichteinwirkungen eine Unregelmäßigkeit an der Putzfassade erkennbar ist. Die Streiflichtsituation tritt in den meisten Fällen in der Mittagszeit auf, die die Fassadenoberfläche plötzlich in einem geänderten und eventuell in Frage zu stellenden Bild widergibt (in einem Zeitfenster von ca. 30 Minuten). Falls ein Kunde dieses anzeigt, ist es hilfreich, vor Ort auf die Fassadenoberflächen in der Nachbarschaft zu verweisen, die in der Regel bei Streiflichtsituationen die gleiche Erscheinung zeigen.

Unterstützend bei der Beratung ist das Merkblatt „Strukturierte Putzoberflächen, Visuelle Anforderungen“, welches in Zusammenarbeit verschiedener Verbände veröffentlicht wurde. Darin wird beschrieben, dass eine gebrauchsübliche Beurteilung der Putzoberfläche bei diffuser Belichtung/Beleuchtung stattfinden soll. Angegeben ist ebenfalls, dass unter natürlichem Streiflicht sichtbar werdende Unregelmäßigkeiten nicht zu bemängeln sind, da diese Belichtungssituation nur kurzzeitig einwirkt.

Gleichmäßige Putzoberfläche ohne störende Merkmale. Foto: Baumit Abnahmereife Oberfläche. In der Betrachtung der gesamten Fläche sind keine störenden Flächen erkennbar. Foto: Baumit
Detailaufnahme der gleichmäßigen Putzoberfläche. Die Struktur zeigt eine gute Gleichmäßigkeit. Foto: Baumit

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Wie kann eine möglichst gleichmäßige und ebene Putzoberfläche geschaffen werden?

Detailansicht einer Glattstelle, die bei Betrachtung der gesamten Flächen störend auffallend ist. Foto: BaumitBereits die Ebenheit der verklebten Dämmplattenoberfläche ist die Basis für eine gute Endfläche. EPS- oder Holzfaser-Dämmplatten werden in der Regel vor der weiteren Überarbeitung geschliffen, um eine gute glatte Oberfläche zu erreichen. Andere Dämmplatten sind dementsprechend sorgfältig zu verlegen, um eine ebene Oberfläche für die weiteren Putzlagen zu erhalten.

Ein weiterer Aspekt sind Dämmplattenversätze, diese können in der Putzlage trotz Gewebearmierung Risse erzeugen. Der Auftrag der Armierungsputzlage ist die nächste Grundlage für eine ebenmäßige Oberputzlage.

Die Armierungsputzlage sollte mit einer Zahntraufel aufgetragen werden, damit wird eine durchgehende gleiche Schichtdicke erreicht. Eine weitere Empfehlung ist die Anwendung einer mittelschichtigen Armierungsputzlage in einer Dicke von ca. 7 mm (mit einer Zahntraufel, Ausprägung R 15). Das Zu- bzw. Nachglätten der Armierungslage mit einem längeren Werkzeug vornehmen, beispielsweise mit einer Putz Kartätsche oder einem Flächenspachtel mit 800 mm Breite (Schmetterling).

Störend sichtbare Glattstellen in der Kratzputzstruktur. Foto: Baumit Nach Abtrocknung der Armierungsputzlage ist es von Vorteil, einen Zwischenanstrich mit einer quarzgefüllten, haftvermittelnden Grundierung aufzutragen. Damit wird für den Oberputz ein einheitlich saugender und griffiger Untergrund geschaffen. Das Saugvermögen vom Untergrund wird reduziert. Der Oberputz zeigt nach dem Auftragen damit eine längere Offenzeit, was die Strukturierung erleichtert.

Am Oberputz sollte beachtet werden, dass dieser vor dem Strukturieren auf Kornstärke abgezogen wird. Das Strukturieren kann mit verschiedenen Werkzeugen erfolgen. Erfahrungsgemäß wird eine gleichmäßige Struktur mit einem zweimaligen Nacharbeiten, einem Vor- und einem Nachreiben erreicht. Das Vorreiben wird mit einem weicheren Werkzeug, z. B. mit einem Hobel aus Styropor oder Moosgummi durchgeführt. Für das Nachreiben eignet sich ein Werkzeug mit einer härteren Oberfläche, z. B. ein Kunststoffreibebrett, erhältlich in verschiedenen Härtegraden.

Diese Ausführungsart eignet sich für klassische Kornstrukturen, wie eine Scheibenputz- oder Rillenputzstruktur (Korngröße üblicherweise 2 oder 3 mm). Eine Grundregel: je kleiner das Korn, desto anspruchsvoller die Erstellung einer gleichmäßigen und ebenen Putzoberfläche.

Für die Fertigung einer glatten Oberfläche werden mehrere Arbeitsgänge empfohlen. Im ersten Schritt wird auf den Unterputz eine Ausgleichslage aufgetragen, z. B. mit einem 1,5 mm Rundkorn. Diese Lage egalisiert den Untergrund und erhöht die Schichtdicke der Oberputzlage, was zugunsten der Stabilität und Dauerhaftigkeit des Putzes ist. Nach Trocknung folgt ein zweimaliger Auftrag einer sehr feinkörnigen Putz-Spachtelmasse, die jeweils mit einem Zwischenschliff nachgeglättet wird. So sind selbst auf größeren Außenflächen gute Ergebnisse bei glatten Oberflächen erreichbar. Um noch mehr Sicherheit bei der Dauerhaftigkeit der Putzlage zu erhalten, empfiehlt es sich, für glatte Oberflächen ein pastöses Material zu verwenden. Dieses hat eine geringere Eigenspannung und neigt weniger zur der Bildung von Entspannungsrissen. Als Beispiel gibt es mit der CreativTop-Produktlinie silikonharzgebundene Oberputze in verschiedenen Körngrößen, mit denen glatte wie auch rauhere kreative Oberflächen geschaffen werden

 Gerüstlagenabzeichnung, verursacht in der Putzstruktur. Die störende Sichtbarkeit ist gegeben, eine Behebung erfolgt mit erneut aufgetragenen Putzlagen. Foto: Baumit Ungleichmäßigkeit in der Putzstruktur, welche auch ohne Streiflicht erkennbar ist. Foto: Baumit

Sichtbare Abzeichnungen durch Arbeitsgerüste

Ein Augenmerk ist auf die Stellung des Arbeistgerüstes zu legen. Sollte im Bereich der Gerüstbohlen ein zu geringer Abstand zum Untergrund vorliegen, kann durch diesen zu geringerem Arbeitsraum eine Strukturierung teilweise nur ungenügend erfolgen. Sichtbar wird es oftmals erst nach dem Abbau des Gerüstes, da an der fertigen Fläche jede Gerüstlage als Abzeichnung zu sehen ist. Eine Ausbesserung dieser störend sichtbaren Abzeichnungen ist meist nur durch einen neuen Putzaufbau möglich.

Bei der Abnahme beachten

Bei der Abnahme ist zu beachten, dass die gefertigte Putzfläche eine übliche Beschaffenheit vorweisen soll. Mit der üblichen Beschaffenheit wird eine handwerkliche Leistung beschrieben, mit der eine absolute Gleichmäßigkeit nicht erreichbar ist. Eine Anhäufung von vereinzelten Kornabzeichnungen oder Glattstellen ist hinzunehmen, wenn damit der Eindruck der gesamten Fläche nicht gestört wird.

Ein wichtiger Hinweis im Vorfeld sollte auch sein, dass Ausbesserungsstellen an den abmontierten Gerüstankern nicht ohne Sichtbarkeit bleiben kann.

Kniffliger wird es, wenn an der Fassade durch Lampen ein künstliches Streiflicht erzeugt wird. Streiflichteinwirkung verzeiht keine Unregelmäßigkeit in der Ebenheitsabweichung und zeigt selbst geringe Erhöhungen, die ein Maß weit unter 1 mm haben, als Schlagschattenabzeichnung.

Bei Betrachtung der gesamten Fläche kann dies als störend empfunden werden. Hier ist ebenfalls im Vorfeld festzuhalten, dass im Streiflicht sichtbare Unregelmäßigkeiten nicht gänzlich zu vermeiden sind.

Schwierig wird die Beurteilung, wenn ein Sachverhalt bereits auf rechtlicher Ebene behandelt wird. Wie bereits beschrieben, ist eine aus einer Erwartungshaltung entstandene subjektive Bewertung schwer zum entkräften.

Wenn keine Kenntnisse über die handwerklich machbaren Möglichkeiten vorliegen, wird oft überzogen gefordert und bewertet. Ein eventuell hinzugezogener Gutachter hat eine objektive Einschätzung zu fällen. Der Grundsatz, eine Betrachtung der Fläche bei gebrauchsüblichen Bedingungen, was auch den Abstand und die Lichtverhältnisse einschließt, ist immer zu fordern. Wichtig ist, bereits im Vorfeld erkennbare übersteigende Erwartungen an die fertige Oberfläche zu dämpfen. Ein WDVS hat viele positive Eigenschaften und verbessert die Funktionalität eines Gebäudes, was verbunden mit einer Wertsteigerung der Immobilie ist. Bedauerlich ist es, wenn dieses Plus durch überzogene Forderungen an das Endbild zunichte gemacht wird. Putzflächen geben bei einer fachgerechten Ausführung keinen Grund für eine Beanstandung. 

Markus Haberland ist stellvertretender Leiter Produktmanagement bei Baumit

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Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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