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17. April 2020
Redaktion

Die Corona-Krise finanziell meistern

Die aktuelle Krise bringt viele Unternehmen in eine finanzielle Schieflage, die zuweilen sogar ihre Existenz gefährdet. Mit zehn Tipps will Steuerberater Karsten Freyer zeigen wie Sie  eine solche Entwicklung vermeiden können. Freyer ist Inhaber einer Steuerberatungskanzlei in Freinsheim. Der Diplom-Kaufmann betreut mit seinem 12-köpfigen Team viele Unternehmen und Selbstständige. In der aktuellen Krisensituation müssen fast alle Unternehmer sehr flexibel auf die jeweils aktuelle Situation reagieren. Auch die Politik sowie die Ämter und Behörden stehen vor dieser Herausforderung und versuchen sie zu meistern.

 

Foto: Pixabay
Deshalb ändern sich nahezu täglich die in Steuer- und Finanzangelegenheiten geltenden Rahmenbedingungen. Dies beinhaltet jedoch die beruhigende Nachricht: Die staatliche Verwaltung ist aktiv. Und: Sie versucht den Unternehmen, ob groß oder klein, zu helfen, die Krise möglichst unbeschadet zu überstehen. So stellt das am 25. März beschlossene Sofort-Hilfeprogramm der Bundesregierung zum Beispiel allein für Solo-Unternehmer 50 Milliarden Euro bereit.{pborder}
 
Karsten Freyer: „Suchen Sie, wenn trotz dieser Maßnahmen ein Liquiditätsengpass droht, möglichst frühzeitig das Gespräch mit Ihren Kapitalgebern wie Banken und Investoren.“ Tipps für Unternehmer oder Selbstständige
Trotz der sich ändernden Rahmenbedingungen lassen sich folgende Tipps geben, was Sie als Unternehmer bzw. Selbstständiger tun sollten, um die Krise finanziell zu meistern.
  1. Bewahren Sie einen kühlen Kopf. Erstellen Sie nach der ersten Panikreaktion einen vorläufigen Finanzplan für die nächsten drei bis sechs Monate, der Ihren Kapitalbedarf in diesem Zeitraum erfasst. Stellen Sie dem Bedarf Ihre sicheren Einnahmen und Rücklagen gegenüber. Doch Vorsicht! Planen Sie „konservativ“. Berücksichtigen Sie mögliche Auftragsstornierungen und Zahlungsausfälle, denn Ihr vorrangiges Ziel muss zumindest kurz- und mittelfristig sein: Ihre Liquidität oder die Ihres Unternehmens sichern – selbst wenn es schlimmer als erwartet kommt.
  2. Nachdem Sie sich einen Überblick über Ihre Einnahmen und Ausgaben verschafft haben, prüfen Sie, inwieweit Sie Ihre Fixkosten senken können oder gar müssen, um Ihre Liquidität zu sichern und Ihren finanziellen Handlungsspielraum zu erweitern, denn: In globalen Krisen wie der aktuellen müssen Sie auch mit Unverhofftem rechnen.
  3. Versuchen Sie im Bedarfsfall alle Dauerschuldverhältnisse wie Leasingverträge, Kredittilgungen, Sonstiges auszusetzen, um Ihre Liquidität zu erhöhen. Bewahren Sie dabei jedoch einen gewissen Zukunftsblick. Achten Sie zum Beispiel darauf, dass Sie strategisch wichtige Dienstleister, soweit möglich, nicht verprellen, die Sie für Ihre Leistungserbringung spätestens nach der Krise wieder brauchen. 
  4. Lassen Sie Ihre Steuervorauszahlungen an das Finanzamt auf null setzen und Ihre Steuerschulden, wie zum Beispiel Ihre Umsatzsteuerschulden, aussetzen. Das erledigt für Sie, sofern Sie einen solchen haben und Sie ihm hierfür das Mandat erteilen, Ihr Steuerberater.
  5. Suchen Sie, wenn trotz dieser Maßnahmen ein Liquiditätsengpass droht, möglichst frühzeitig das Gespräch mit Ihren Kapitalgebern wie Banken und Investoren. Schildern Sie Ihnen offen Ihre Situation. Hiervor brauchen Sie sich nicht zu scheuen, denn wenn Ihr Unternehmen jetzt in eine finanzielle Schieflage gerät, liegt dies zumeist nicht an Managementfehlern. Das wissen auch die Banken.
  6. Führen Sie als vertrauensbildende Maßnahme entsprechende Gespräche auch mit Ihren strategisch wichtigen Lieferanten und Dienstleistern. Versuchen Sie mit ihnen günstigere Lieferkonditionen zu vereinbaren – zum Beispiel durch ein Verlängern der Zahlungsfrist. Dies ist in der Regel kein Problem, wenn Sie selbst liquide sind und wissen: Ihr Unternehmen ist eigentlich gesund.
  7. Schreiben Sie bei größeren Aufträgen, die sich über eine längere Zeit erstrecken, häufiger kleine Zwischen- oder Abschlagsrechnungen statt nur eine „fette“ Rechnung nach Auftragsabschluss. Das verbessert Ihre Liquidität und mindert die Gefahr, dass Sie in eine finanzielle Schieflage geraten, wenn Ihr Kunde Zahlungsprobleme hat.
  8. Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern, soweit möglich und nötig, Kurzarbeit. Beantragen Sie bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeitergeld. Angenommen Sie kürzen die Arbeitszeit Ihrer Mitarbeiter um 50 Prozent, sodass diese nur noch die Hälfte Ihres Bruttolohns von Ihnen erhalten. Dann entfallen nicht nur die von Ihnen zu entrichtenden Sozialabgaben, die Agentur für Arbeit zahlt Ihren Mitarbeitern auch von der anderen Lohnhälfte 60 Prozent als Kurzarbeiter-Geld. Inwieweit Sie dann die Differenz zum Normallohn noch ausgleichen, können Sie aufgrund Ihrer Liquidität entscheiden. 
  9. Um zu verhindern, dass Unternehmen oder Einzelunternehmer kurzfristig insolvent werden, hat die Bundesregierung ein Sofort-Hilfe-Programm für KMU verabschiedet. Ihm zufolge können zum Beispiel Betriebe in Rheinland-Pfalz mit 0 bis 5 Mitarbeitern eine Sofort-Hilfe von 9.000 Euro erhalten, die nicht zurückgezahlt werden muss. Betriebe mit 6 bis 10 Arbeitnehmern 15.000 Euro und Betriebe mit 11 bis 50 Beschäftigten 30.000 Euro. Die Beträge und Auszahlungsmodalitäten variieren von Bundesland zu Bundesland leicht. Nähere Infos hierüber finden Sie unter anderem auf der Webseite des  Bundeswirtschaftsministeriums (www.bmwi.de), des Bundesministeriums für Finanzen (www.bundesfinanzministerium.de) und der Bundesagentur für Arbeit (www.arbeitsagentur.de). Beantragen Sie diese Sofort-Hilfe, sofern Sie zu den durch die Krise geschädigten Unternehmen zählen – auch hierbei hilft Ihnen Ihr Steuerberater. 
  10. Außer der Sofort-Hilfe können Sie im Bedarfsfall ein Sofort-Darlehen Ihres Bundeslandes beantragen. Dieses beträgt zum Beispiel in Rheinland-Pfalz für Betriebe bis 10 Beschäftigte maximal 10.000 Euro. Die Darlehen müssen im Gegensatz zu den Sofort-Hilfen zurückgezahlt werden. Sie sind jedoch bis Ende 2021 zins- und tilgungsfrei. Nähere Infos hierüber finden Sie u.a. auf der Webseite der KfW (www.kfw.de) sowie der Webseite des Finanzministeriums Ihres jeweiligen Bundeslandes. Von Letzterer können Sie sich in der Regel auch unmittelbar die Antragsformulare herunterladen; zudem können Sie bei der KfW einen kostenlosen Newsletter zum Thema Unternehmensfinanzierung in der Krise abonnieren. 
 
Als Unternehmer die Zuversicht bewahren 
Die aktuelle Krise ist insbesondere für viele Kleinunternehmen mit geringen finanziellen Rücklagen und/oder sehr hohen Fixkosten existenzbedrohend. Doch wie Sie sehen, gibt es einige Möglichkeiten Gegenzusteuern und eine Reihe staatlicher Unterstützungsmaßnahmen. Behalten Sie deshalb trotz Krise, soweit möglich, Ihre Zuversicht.
Karsten Freyer
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