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1. Januar 2015
Redaktion

Das optimale WDVS ist mineralisch

Es gibt zahlreiche gute Argumente, sich bewusst für mineralische Systeme zu entscheiden, meint Autor Dr. Hans-Joachim Riechers. Wärmedämmung mit mineralischen Putzen bedeute diffusions­offene ­Wände, Witterungs­beständigkeit, Schallschutz, Langlebigkeit und höchsten Brandschutz.
Foto: IWM

Jedem Immobilienbesitzer und Bau­herren ist seit Langem bewusst: Ob Alt- oder Neubau, eine effiziente Wärmedämmung gehört heute zum Standard. Dennoch wissen viele nicht, auf was sie bei der Wärmedämmung achten ­müssen. Zusätzliche Verunsicherung ist durch die jüngsten Medienberichte entstanden, in denen der Brandschutz und die Haltbarkeit marktüblicher Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) in die Kritik geraten sind. Hier kann der ­Stuckateur mit einer gezielten Aufklärung und Beratung viel zur richtigen Entscheidung seiner Kunden beitragen. Nur wenn die Wände ausreichend ­gedämmt sind, rechnen sich auch ­weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel der Einsatz von Solartechnik oder ­neuester Heizungstechnologie. Richtig gedämmte Außenwände sind deshalb die unverzichtbare Grundlage für alle weiteren Energiesparmaßnahmen.
Bei der Wärmedämmung der Außenwände sollte allerdings nicht nur die Dämmwirkung zählen, auch die anderen bauphysikalischen Eigenschaften ­müssen beachtet werden. Es gibt zahlreiche gute Argumente, sich bewusst für mineralische Systeme zu entscheiden. Wärmedämmung mit mineralischen Putzen bedeutet diffusionsoffene ­Wände, Witterungsbeständigkeit, Schallschutz, Langlebigkeit und den höchsten Brandschutz.

Mineralisch und diffusionsoffen

Von einem mineralischen Wärmedämm-Verbundsystem spricht man, wenn ­unabhängig vom Dämmstoff die verwendeten Mörtel (Klebe- und Armierungsmörtel, Oberputz) mineralisch sind. Auch ein vollmineralisches WDVS ist möglich, dabei ist zusätzlich auch der Dämmstoff mineralisch (siehe Bild 2). Bei diesem System kommen alle Vor­züge der mineralischen Bauweise zum Tragen.
Häufig wird die Befürchtung geäußert, eine dicke Wärmedämmung würde die Wände so versiegeln, dass sie nicht mehr »atmen« könnten. Wer den rich­tigen Wandaufbau wählt, braucht diese Sorge nicht zu haben. Denn mit mineralischen Dämmsystemen werden die Wände trotz einer hohen Dämmwirkung nicht versiegelt. Genau wie bei einer ­regendichten und dennoch atmungs­aktiven Funktionsjacke schützt dabei ein mineralischer Putz die Wärmedämmung und die Wand gegen Wind und Wetter. Ein mineralischer Putz ist »diffusions­offen«, das heißt: er kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben.

Faktor Diffusonsoffenheit

Je besser ein Baustoff die Feuchtigkeit diffundieren lässt, je niedriger ist seine Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl µ. Ein üblicher mineralischer Putz hat eine Diffusionswiderstandszahl von ­etwa 15, während zum Beispiel eine Glasscheibe eine Diffusionswiderstandszahl von »unendlich« hat. Das ist der Grund dafür, dass Glasscheiben hin und wieder beschlagen. Feuchtigkeit auf den Wänden wäre ein idealer Nährboden für Schimmel und Algen. Deshalb ist es für Innen- und Außenputze gleichermaßen wichtig, dass sie diffusionsoffen sind, also eine möglichst kleine Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl aufweisen.
Aber spielt die Diffusionsoffenheit überhaupt eine Rolle, wenn die Wände mit dicken Dämmstoffschichten eingepackt werden? Die Antwort ist ein eindeutiges »Ja«. Wird als Dämmstoff ­Mineralwolle verwendet, so wird die Diffusionsoffenheit der Wand überhaupt nicht eingeschränkt, denn Mineralwolle hat den gleichen Diffusionswiderstand wie Luft. Aber selbst EPS-Platten sind mit einem µ-Wert von 20 bis 50 durchaus noch als »diffusionsoffen« zu bezeichnen (siehe Tabelle auf Seite 30).

Extrem widerstandsfähig und langlebig

Extrem lange Haltbarkeit und Witterungsbeständigkeit sind bei der Wärmedämmung mit mineralischen Putzen von Natur aus inklusive. Daher liegt die durchschnittliche Lebensdauer von ­mineralischen Edelputzen mit rund 50 Jahren auch deutlich höher als bei vergleichbaren Materialien. Mineralische Fassaden schneiden bei der Wertermittlung eines Gebäudes häufig besonders gut ab: Sie verlängern Renovierungs­zyklen und sorgen für die Wertstabilität der Immobilie. Bei einem mineralischen WDVS wird der Dämmstoff durch einen robusten mineralischen Putz optimal vor mechanischen Beanspruchungen wie zum Beispiel Spechtschäden ­geschützt.
Die Fassade ist im Wechsel der Jahreszeiten enormen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Bei einer dunklen Außenwand kann die Differenz über
das Jahr durchaus 70 Grad Celsius ­erreichen. Diese thermischen Wechsel­wirkungen durch Aufheizung und ­Abkühlung können zu Schädigungen auch im Mauerwerk führen. Werden ­Dämmung und mineralische Putze aufgebracht, sind solche Probleme ­praktisch auszuschließen.
Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat darüber ­hinaus festgestellt, dass dickere Putzschichten, beispielsweise dickschichtige Kratzputzsysteme, auf WDVS wegen ­ihres Wärmespeichervermögens lang­samer auskühlen als dünne Beschichtungen. Deshalb sinkt ihre Temperatur nicht so schnell unter den Taupunkt, und in kalten Nächten bildet sich auf der Oberfläche weniger ­Kondenswasser. Diese physikalischen ­Effekte tragen ­dazu bei, die edle Optik der Fassade langfristig zu erhalten.

Nicht brennbar und zertifiziert

Insbesondere der Brandschutz ist ein aktuelles Thema für Bauherren und ­Immobilienbesitzer. Nicht jeder weiß, dass der Putz hier den Unterschied macht: Mineralische Putze brennen nicht. Die höchste Brandschutzklasse A1 nach DIN 4102 (nicht brennbar) lässt sich für ein Wärmedämm-Verbund­system überhaupt nur in Verbindung mit einem mineralischen Putz problemlos erreichen. Die sicherste Wahl in ­Sachen Brandschutz ist ein vollminera­lisches WDVS, denn auch Mineralwolle ist nicht brennbar.
Erste Wahl ist ein WDVS mit mineralischen Putzen auch beim Schallschutz. Aufgrund ihres hohen Flächengewichtes können sie die Innenräume ideal von außen abschirmen. Störender Alltagslärm wird absorbiert, die Wohnqualität eines Gebäudes wird damit entschieden verbessert: die Folge sind mehr Ruhe und bessere ­Erholung in den eigenen vier Wänden.

Exzellente Ökobilanz

Mineralische Putze und Mörtel bestehen ausschließlich aus hochwertigen Rohstoffen, überwiegend aus anorganischen Elementen wie Kalkstein, Sand, Marmor und Quarz. Diese werden mit den mineralischen Bindemitteln Kalk und Zement dauerhaft verbunden. Ein natürlicher Baustoff mit exzellenter Ökobilanz: Für die Herstellung mineralischer Putze und Mörtel sind keine gesundheitsgefährdenden Hilfsstoffe, Lösemittel oder ­Biozide notwendig, deshalb verursachen sie deutlich weniger Emissionen als ­andere Fassadenbaustoffe und sind ­vollständig recycelbar. Sie sind in der
EN 998-1 europäisch genormt. Mit dem von allen EU-Mitgliedsstaaten anerkannten CE-Zeichen wird zusätzlich ­dokumentiert, dass mineralische Putze die europaweiten Standards in Sachen Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz und Energieeinsparung erfüllen.

Dr. Hans-Joachim Riechers,
Geschäftsführer Inustrieverband
Werkmörtel e. V.

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
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