Folgen Sie uns
13. August 2024
Redaktion
Gegen den Fachkräftemangel

Nachwuchs ausbilden mit Erfolg

Handwerksunternehmen brauchen Nachwuchs, doch es gibt Wege Menschen für das Handwerk zu begeistern.
Brillux
Foto: Daniel Eike
Übernimmt Verantwortung für Fachkräfte der Zukunft und hat Freude an der Aufgabe: Jessica Schaumburg

Immer weniger Unternehmen führen immer weniger Nachwuchskräfte an den Beruf heran. Und doch gibt es die Inhaberinnen und Inhaber, die entgegen dem Trend jedes Jahr Dutzende Bewerbungen erhalten, ihre Ausbildungsplätze nahezu immer besetzen und die überwältigende Mehrheit ihrer Azubis engagiert bis zum Gesellenbrief begleiten. Für diese Betriebe lohnt sich Ausbildung nach wie vor – wie stellen sie das an?
Der Blick auf die Zahlen ernüchtert. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts (Destatis) ließen sich im Jahr 2023 15.021 Azubis aller Ausbildungsjahre im Maler- und Lackierhandwerk ausbilden – rund 35 Prozent weniger als noch im Jahr 2010, als dieses Gewerk 22.810 Azubis beschäftigte. Aktuell, so hat es eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) im Jahr 2022 ergeben, bildet ein knappes Drittel (29 Prozent) der Betriebe des Ausbauhandwerks aus. Demnach verzichten etwa zwei Drittel der deutschen Malerbetriebe, also mehr als 26.000 Unternehmen, gänzlich auf die Ausbildung von Nachwuchs. Als wichtigste Gründe nannten diese Betriebe in der ZDH-Umfrage, dass sie die Voraussetzungen für eine Ausbildungsbeteiligung nicht erfüllen (25 Prozent) oder sie zuletzt keine geeigneten Bewerbenden finden konnten (22 Prozent). 12 Prozent verzichteten auf die Einstellung von Azubis, weil ihnen die Ausbildung zu kosten- und zeitintensiv erschien – ein Argument, das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einer aktuellen Kosten-Nutzen-Erhebung relativiert wird. Demnach reduzieren sich die jährlichen durchschnittlichen Gesamtkosten von 21.000 Euro für einen Azubi im Handwerk auf etwa 6.500 Euro, wenn der wirtschaftliche Ertrag der betrieblichen Azubileistungen in die Bilanz einbezogen wird. Zudem: Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, entfallen die Gewinnungskosten für eine neue Fachkraft von außerhalb – im Durchschnitt liegen die Kosten bei rund 10.500 Euro pro Stelle.
Trotz aller Vorbehalte gegen aktive Nachwuchsarbeit investieren immerhin rund 14.000 Malerbetriebe in die Ausbildung von Fachkräften der Zukunft. Was treibt sie an?

Zwei, die gegen den Trend handeln

Jessica Schaumburg, 30 Jahre jung und derzeit selbst in der Weiterqualifikation zur Maler- und Lackiermeisterin, führt den gleichnamigen elterlichen Malerbetrieb in Essen mit aktuell zehn Mitarbeitenden seit dem Jahr 2020. Seither stellt sie jedes Jahr einen Azubi ein. „Ich höre von vielen nicht ausbildenden Betrieben, dass sie mit der Haltung und Arbeitsmoral der heutigen Azubi-Generation nicht klarkommen“, berichtet Jessica Schaumburg. „Doch es ist kein Geheimnis, dass wir unter Fachkräftemangel leiden und die Rechnung in Zukunft nicht aufgehen wird, wenn wir nicht ausbilden. Deshalb müssen wir uns jetzt kümmern und Wege finden.“ Malermeister Dirk Leege, Inhaber des neunköpfigen Betriebs Maler Leege in Schacht-Audorf (Schleswig-Holstein) und Beauftragter für Ausbildung seiner Innung, analysiert: „Ich lese aus Kollegengesprächen heraus, dass viele Betriebe Azubis nur als Kostenfaktor begreifen und sich allgemein von der Stimmung anstecken lassen, dass man sowieso keine geeigneten Azubis findet.“ Der 58-Jährige widerspricht diesen Einschätzungen mit Vehemenz und ausgewiesener Kompetenz. Schließlich hat er mit dem jüngsten seiner derzeit vier Nachwuchskräfte bereits seinen dreiundvierzigsten Azubi am Start, „und nur zwei davon haben in den vergangenen 30 Jahren die Ausbildung abgebrochen.“ Beide Ausbildungsbetriebe eint, dass sie jenseits der Notwendigkeit von Nachwuchsförderung von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns überzeugt sind – und deswegen hoch motiviert. „Mir macht es eine Riesenfreude, wenn ich sehe, wie sich die Azubis jeden Tag entwickeln – von schüchternen, oft unselbstständigen Menschen zu leistungsbereiten jungen Leuten, die Verantwortung übernehmen und fachlich rasant schnell wachsen“, sagt Jessica Schaumburg. Für Dirk Leege ist noch ein weiteres Momentum wichtig: „Wir haben dank unserer Azubis eine außergewöhnlich gute Stimmung im Betrieb, die sich auf alle, inklusive unserer Kundschaft, unbezahlbar positiv auswirkt.“

Hohe Ausbildungsqualität und gezielte Bewerberauswahl

Der Malermeister aus Schacht-Audorf hat für seinen Ausbildungsplatz 2024 bislang 23 Bewerbungen erhalten. Jessica Schaumburg erreichen ebenfalls so viele Anfragen, dass sie Interessierte an andere Betriebe weiterleitet. Wie schaffen beide Betriebe, wovon andere nur träumen? „Ich denke, es hat sich herumgesprochen, auch durch unsere Online-Präsenz, dass wir uns intensiv um unsere Azubis kümmern, an sie glauben und sie immer individuell fördern und fordern – fachlich und menschlich“, so Jessica Schaumburg. So hat die 30-Jährige etwa Ausbildungskabinen in der Werkstatt installiert, in denen der Nachwuchs prüfungsrelevante Techniken gezielt üben kann. Für einen Azubi, der durch die Gesellenprüfung gefallen war, hat sie einen dezidierten Lernplan für den nächsten Prüfungsanlauf aufgestellt – das ganze Team unterstützt bei der Umsetzung. Genauso fieberte sie mit ihrer Azubine mit, die ihre Ausbildung mit Bestnote abgeschlossen hat. „Viele Azubis sind noch in der Findungsphase und honorieren es mit großer Motivation, wenn der Betrieb sie familiär unterstützt“, weiß Jessica Schaumburg. Auch für Dirk Leege ist eine hohe Ausbildungsqualität, die Fachkompetenz ebenso fördert wie das Selbstbewusstsein der jungen Leute, eine wichtige Zutat im Erfolgsrezept. Zu seinem Ausbildungsplan gehört beispielsweise, dass Azubis im dritten Lehrjahr eine eigene Baustelle leiten, um optimal vorbereitet und gefestigt in die Prüfung zu gehen. Gleichzeitig stellt der 58-Jährige, der seit Jahren mit laufender Präsenz an Schulen Kontakt zur nächsten Ausbildungsgeneration sucht, größten Wert auf einen intensiven Auswahlprozess seiner Azubis: „Ein Praktikum ist Pflicht“, so Dirk Leege. „Die jungen Leute müssen ein realistisches Bild von unserem Beruf bekommen, um sich bewusst für die Ausbildung inklusive der anstrengenden Facetten zu entscheiden.“ Im Anschluss nimmt sich Dirk Leege Zeit für ein ausführliches Gespräch mit jedem Bewerber oder jeder Bewerberin. „Ich lege auch ausführlich dar, warum es nicht oder noch nicht für eine Ausbildungszusage gereicht hat – dieser respektvolle Umgang ist mir auch an dieser Stelle wichtig.“

Zukunft – heißt: Ausbildung

Ein so überzeugtes Ausbildungsengagement wie das der Malerbetriebe Schaumburg und Leege – stellvertretend für viele weitere in Deutschland – ist ein wichtiger Baustein, um wenig erfreulichen Zukunftsaussichten bessere Perspektiven entgegenzusetzen. Der ZDH beziffert die aktuelle Fachkräftelücke auf 250.000 Handwerkerinnen und Handwerker. Aktuell seien 20.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt und zudem verschärften laut Verband 125.000 ausstehende Betriebsnachfolgen in den nächsten fünf Jahren die Situation zusätzlich. „Ich will, dass unser Betrieb noch einmal weitere 75 Jahre oder länger besteht“, gibt Jessica Schaumburg die Richtung vor. „Wenn ich dafür jetzt nicht den Grundstein mit einer vernünftigen Ausbildung der nächsten Generation lege – wann dann?“

„Deine Zukunft ist bunt“ und Ausbildungspartnerschaft: Brillux unterstützt das Handwerk

Bei der Gewinnung und Förderung von Azubis können Malerbetriebe jede Unterstützung gebrauchen. Brillux hat ein ganzheitliches Angebot aufgesetzt, von dem Betriebe in jeder Phase der Ausbildung profitieren – beginnend bei der wirkungsvollen Ansprache Ausbildungsinteressierter bis hin zu speziellen Schulungsangeboten für Azubis.

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
Schmuckbild
Zurück
Speichern
Nach oben