Folgen Sie uns
30. März 2023
Redaktion
Unternehmensführung

Führerschein für Führungskräfte

Vorgesetzte sind selbst stark ins Tagesgeschäft eingebunden, haben daher wenig Gelegenheit, sich aktiv um die Personalführung zu kümmern. Dabei ist es ihre Kernaufgabe, denn jede*r Mitarbeite*r ist so gut wie er geführt wird. Im Idealfall sehen die Mitarbeitenden ihre Vorgesetzte als Coach. Dadurch entsteht beim Einzelnen die Bereitschaft, private Interessen auch mal zurückzustellen und Mehrarbeit ohne Frust zu leisten.
Foto:
Foto: Jacob Lund/stock.adobe.com
Gute Führung fördert die Motivation der Mitarbeiter*innen und verbessert damit auch die Arbeitsergebnisse.

Gute Führung stärkt die Bindung der Mitarbeitenden an den Betrieb, auch wenn es von anderen Stellenanbietern verlockende Stellenangebote gibt. Für autoritär geführte Mitarbeiter*innen heißt es: „Ich muss jetzt X erledigen, so ist es angewiesen“. Beim motivierten Führungsstil gilt für die Mitarbeitende: „Ich will jetzt X tun, weil es für die Firma und für mich wichtig ist.“ Die Mitarbeiter*innen müssen nicht etwas tun, sondern wollen es. Sie sind von der Aufgabe überzeugt, und tun etwas aus innerem Antrieb. Freude an der Arbeit und Lust auf Leistung sind die Antreiber, die aber auch zur Überforderung führen können.

Im „situativen Führungsstil“ erhält jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter eine auf ihre bzw. seine Situation und seine fachlichen Fähigkeiten angemessene Führung. Fachkompetenz und Persönlichkeit der einzelnen Personen werden bei situativer Führung soweit wie möglich berücksichtigt. Merkmal ist der individuelle Bezug auf die einzelnen Mitarbeiter*innen, im Gegensatz zu anderen Führungsstilen, die pauschal vorgeben, was zu tun ist, ohne die Situation der einzelnen Personen zu bedenken. Vorgesetzte, die in autoritärer Führung gelernt und gearbeitet haben und sich früher unterordnen mussten, müssen sich nun umstellen. Situativ führen erfordert große Flexibilität der Führungskraft. Es ist nicht leicht in der Hektik des Alltags, jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin in der jeweiligen Individualität anzunehmen, sich in deren Situation einzufühlen und ihre Perspektive einzunehmen. Situative Führung wird vom Team als sehr positiv wahrgenommen. Mitarbeiter*innen wissen, dass man es nicht jedem Recht machen kann. Hauptsache sie werden gehört und verstanden. Und immer ernst genommen. Gutes Betriebsklima ist wichtig, es wird auch bei Stellenangeboten immer wieder erwähnt. Der Betrieb ist kein Streichelzoo, ein Kuschel-Management wird von Mitarbeitenden kritisch betrachtet und sogar abgelehnt. Das Ziel ist es, jedem zu vermitteln, dass man durch seine Arbeit einen für den Betriebserfolg notwendigen Beitrag leistet.

Die Einstellung „Meine Mitarbeiter*innen liegen mir am Herzen“ muss für das Personal erkennbar sein. Kleine und mittelständische Firmen haben keinesfalls schlechte Karten, wenn es um die Attraktivität des Arbeitsplatzes geht. Die Employer Branding, die Arbeitgebermarke bindet Mitarbeiter*innen durch Arbeitsatmosphäre, Gestaltungsfreiheit und den direkten Draht zum Chef oder zur Chefin.

Wunschliste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Mitarbeitende begrüßen grundsätzlich die Rückmeldung über ihre Leistung. Jeder hat das Recht zu wissen, wie er oder sie beurteilt wird, braucht ein Feedback über seine oder ihre Arbeitsergebnisse. Meist wird nur im negativen Fall bewertet, durch Kritik der Führungskraft erfährt man die eigenen Fehler. Besonders motivierend sind Lob und Anerkennung bei besonderen Leistungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, zeigen mehr Engagement bei der Arbeit. Wer engagiert ist, freut sich auf die Arbeit und ist motiviert. Engagement erhöht die Bereitschaft, private Interessen auch zurückzustellen und Mehrarbeit ohne Frust zu leisten. Das Wir-Gefühl, den Zusammenhalt aller Mitarbeitenden zu pflegen, gehört zur Betriebsführung.

Denn wer bewusst oder versehentlich über wichtige Sachverhalte nicht informiert wird, ist verunsichert und reagiert mit sinkendem Engagement. Nicht informiert zu sein, drückt Gleichgültigkeit und Geringschätzung aus, auf die das Team nicht positiv reagiert. Informationen geben dem Team Sicherheit, erhöhen die Motivation und zeigen auch Wertschätzung des Chefs. Besondere Aufmerksamkeit verdienen neu eingestellte oder ausländische Mitarbeiter, die mit der Sprache oder der Integration noch Probleme haben.

Führung ist gelungen, wenn auf die individuellen Eigenarten der einzelnen Mitarbeiter*innen eingegangen wird, ohne Lieblingsmitarbeiter*innen zu bevorzugen. Zu den Aufgaben der Führungskraft gehört es, die Mannschaft mal zum Essen einzuladen, oder sich auf einem regionalen Volksfest zu treffen, eine Sportveranstaltung zu besuchen oder mit dem Team einen Ausflug zu machen. Das zeigt Wertschätzung und stärkt das „Wir-Gefühl“. Manchmal sind gerade die kleinen Dinge wichtig für die Motivation des Einzelnen z. B. die Gratulation mit einer Flasche Sekt zum Geburtstag.

Entsprechend der Qualifikation sollte besonders auf Über- oder Unterforderung geachtet werden. Zur guten Führung gehört es, dass man Vorschläge aus dem Team anhört, annimmt und prüft, auch wenn eine Idee nicht gleich realisierbar ist. Die Stimmung im Team und das Interesse des Chefs oder der Chefin um ein gutes Betriebsklima werden grundsätzlich von allen sehr geschätzt. Missstimmung und Meinungsdifferenzen zwischen zwei Mitarbeitenden müssen schnell angesprochen werden, wegsehen gilt nicht. Die Mitarbeiterzufriedenheit beeinflusst die Kundenzufriedenheit, ein Zusammenhang der vielfach nachgewiesen wurde.

Unterschiedliche Führungsstile

  1. autoritär: Führung aufgrund von Anweisungen
  2. teamorientiert: Konzentration auf ein funktionierendes Team
  3. motivierend: Motivation der Mitarbeitenden für die Betriebsziele steht im Mittelpunkt
  4. delegierend: Grundsatz ist die Delegation von Aufgaben und Verantwortung
  5. situativ: Auf die unterschiedliche Situation des Mitarbeitenden eingehen

 

Rolf Leicher

Foto: kuraphoto/AdobeStock_428914080
Schmuckbild
Zurück
Speichern
Nach oben