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28. Februar 2023
Redaktion

Erfolg ist ­Einstellungssache

Die Baukosten sind gestiegen, Inves toren halten sich zurück und Projekte liegen auf Eis. Gegenwärtig wird viel über dunklere Wolken am Konjunkturhimmel geredet. Es wird mit einem weiteren Einbruch beim Neubau gerechnet. Viele glauben, es wird noch schlimmer. Aber ist das wirklich so? Könnten in der neuen Situation auch große Chancen liegen?
Foto: Pungu x/stock.adobe.com

John Maynard Keynes gilt als einer der namhaftesten Wirtschaftsexperten der Geschichte. Vor knapp einhundert Jahren veröffentlichte er sein Hauptwerk über die „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und Geldes“. Parallel hierzu betonte er, dass Investitionen oder Konsum nicht nur von Statistiken abhängig sind, sondern vor allem auch von menschlichen Gefühlen und Grundbedürfnissen beeinflusst werden. Er nannte dieses Verhalten „Animal Spirits“. Also so etwas wie natürliche Geister im Sinne von Emotionen, Ängste oder Motive, die uns Menschen herunterziehen oder antreiben. Auch Ludwig Erhard sagte, dass Wirtschaft zu fünfzig Prozent Psychologie sei.

Zeitenwende auf dem Bau

Aktuell sorgt der Konsumklima-Index nach Jahren mit Rückenwind für eine leichte Katerstimmung. Die Folgen der Ukrainekrise sind allgegenwärtig. Das Wort Zeitenwende macht die Runde. Vielen von uns wird ein bisher nicht gekanntes Gefühl von Verwundbarkeit aufgezeigt. Auch weil wir lange die Haltung vertreten haben, dass große Teile dieser Welt unsere Werte ganz selbstverständlich übernehmen werden. Nun geht es darum, ob der Westen die Kraft aufbringt, seine Ideale zu verteidigen. Was das bedeutet, spüren wir am eigenen Geldbeutel: steigende Zinsen und eine seit siebzig Jahren nicht mehr dagewesene hohe Inflationsrate. Vor allem die Preissteigerung für Energie und Lebensmittel sorgen für sinkende Einkommen. Viele Bürger haben damit begonnen, sich einzuschränken. Sie rechnen damit, dass vieles teurer wird. Nach Expertenansicht steht auch die Bauwirtschaft am Rande eines Abschwungs. Lange ging es in der Branche nur nach oben. Seit einem Jahr haben sich die Aussichten geändert. Das bekommt der Neubau zu spüren. Die höheren Zinsen und teuren Baumaterialien lassen viele Bauwillige vorsichtig werden. Projekte im Wohnungsbau werden verschoben oder storniert. Nach Einschätzung des Deutschen Baugewerbes wurden im Jahr 2022 noch 280.000 Wohneinheiten gebaut. Dieses Jahr wird mit 245.000 Wohneinheiten gerechnet.

Gebäudebestand bietet große Chancen

Das ist die eine Seite der Betrachtung. Wenn man den Blickwinkel ändert, wird deutlich, dass von der hohen Inflation und den gestiegenen Energiepreisen der Gebäudebestand erheblich profitieren wird. Vor allem dann, wenn man die großen Themen wie Klima, Energie, Gesundheit, eine überalternde Gesellschaft oder Wohnungsknappheit vor Augen hat. Diesen teils globalen Herausforderungen stehen riesige Chancen gegenüber. Fortschrittliche und motivierte Unternehmer erkennen diese Potenziale. Sie arbeiten beispielsweise verstärkt Hand in Hand mit Energieberatern. Erschließen neue Geschäftsfelder wie Photovoltaik an der Fassade in Kombination mit Wärmepumpen oder Heiz- und Kühldecken. Unumstritten ist die wachsende Bedeutung rund um das gesunde Bauen und Wohnen im Zusammenhang mit dem Raumklima. Nicht zuletzt suchen immer mehr Menschen nach bezahlbaren Immobilien. Der Umbau von Gewerbeimmobilen oder ähnlichen Gebäuden in Wohnraum ist ein weiteres Beispiel lukrativer und neuer Marktfelder im Bestand. Es gibt viele weitere Geschäftszweige und Gründe, die deutlich machen, zuversichtlich zu bleiben.

Trends beim Bauen

Beispiele in alphabetischer Reihenfolge – in Anlehnung an die Quelle: Bauinfoconsult

  • Barrierefreies Bauen
    Die Gesellschaft wird älter und der demografische Wandel wird sich beschleunigen. Damit steigt der Bedarf an barrierefreien Wohnräumen. Allerdings sind etliche Eigentümer nicht bereit, umfassend in diesen Markt zu investieren, da sie zu wenig finanzielle Anreize sehen. Leidtragende könnten die Mieter sein, die meist auf die Mitwirkung der Eigentümer angewiesen sind.
  • Bautätigkeit verlagert sich ins Umland
    Durch die sehr hohen Wohn- und Lebenskosten verlieren die großen Städte an Attraktivität. Viele weichen in das Umland der Metropolen aus. Das knappe Angebot an Bauland in vielen Regionen wird gleichzeitig den Bedarf an flächeneffizienten Investitionen erhöhen – im Privat- wie im Gewerbe-Bereich.
  • Digitales Bauen
    Innovative Baumethoden – wie das Building Information Modeling (BIM) – bei der die am Bau beteiligten über Schnittstellen auf Bauvorhaben zugreifen, werden stärker genutzt. Mithilfe der Digitalisierung werden Bauteile verstärkt vorgefertigt. Mittelfristig wird dies insbesondere bei standardisierten Bauteilen in größerer Stückzahl möglich sein.
  • Mehr Transparenz notwendig
    Durch die Digitalisierung werden Abläufe in der Wertschöpfungskette – vom Hersteller über den Handel bis zum Handwerker und Kunden – transparenter. Das setzt auch die Bauwirtschaft unter Druck, unternehmerisches Handeln transparenter zu gestalten. Zum Beispiel bei der Beschäftigung von Subunternehmern, in der Preispolitik oder gegenüber Partnern und Kunden.
  • Modernisierungen und Sanierungen im Bestand
    Steigende Kosten für fossile Energieträger werden zu einem erhöhten Bedarf an energetischen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen von Bestandsimmobilien führen. Dazu tragen auch Fördergelder bei. Auf lange Sicht werden sich die Investitionen in Energieeffizienz für Unternehmen und Privatleute amortisieren.
  • Nachhaltigkeit
    Bei der Energiebilanz eines Gebäudes wird neben der erzeugten und verbrauchten Energie künftig auch die sogenannte graue Energie mehr Beachtung finden. Dabei werden alle verursachten Emissionen berücksichtigt, die von der Produktion des verwendeten Baustoffes bis zum Abriss des Gebäudes entstehen. Man muss wissen: Die in den verbauten Materialien steckende Energie macht in etwa 40 bis 50 Prozent der Gesamtenergie im Lebenszyklus eines Gebäudes aus. Die ökologischen Anforderungen an die Baumaterialien steigen.
  • Recycling von Gebäuden
    Recycling von Baumaterialien wird ein Trend werden. Innovative Lösungen bei den Baustoffen sind gefragt, die sich nach der Verwendung im Gebäude zu anderen Produkten weiterverarbeiten oder in den natürlichen Kreislauf zurückführen lassen. Damit lässt sich nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die Müllproduktion erheblich reduzieren.
  • Weniger Investitionen durch Corona und die Ukraine-Krise
    Die Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben das Wirtschaftswachstum ausgebremst. Die finanziellen Einbußen im privaten wie gewerblichen Bereich – und die daraus entstandene Verunsicherung – werden sich auch noch in den nächsten Jahren bemerkbar machen. Es ist mit einer Zurückhaltung bei Investitionen im Bausektor zu rechnen.
  • Umweltfreundliches Bauen
    Die Bedeutung für erneuerbare Energien nimmt zu. Dafür sprechen aus Sicht der Experten die Dezentralität der Energiegewinnung und eine zunehmende Effizienz der Gebäudehülle.

Veränderung ist Einstellungssache

Die Beispiele machen deutlich, dass wir in Zeiten starker Umbrüche leben mit einem gefühlt immer schnelleren Wandel. Die Märkte verändern sich und werden sich weiterhin ändern. Unabhängig davon, ob wir das gut finden oder nicht. Vielmehr wird der Umgang mit diesen Veränderungen zu einer wichtigen Kompetenz der Zukunft.

Die Beispiele machen weiter deutlich, dass gute Handwerker keinen Grund haben, den Mut zu verlieren. Im Gegenteil: das wäre eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Mit der Folge, dass unsere Erwartungshaltungen auch Realität werden. Wer sich beispielsweise ständig einredet, dass er etwas nicht schafft, wird auch nichts zu Wege bringen. Gemeint ist die Redewendung vom Glas, welches je nach Betrachter halb leer oder halb voll ist. Wer glaubt, der Kampf gegen den Klimawandel ist schon verloren, findet keine guten Lösungen. Mehr noch: Pessimismus macht Menschen ängstlich und wütend. Optimisten hingegen sind zuversichtlich. Sie glauben an die Zukunft. Sie geben mehr Geld aus und investieren. Und wenn die Menschen mehr Geld ausgeben, geht es bergauf mit uns allen.

Ein Optimismus-Schalter lässt sich natürlich nicht im Kopf umlegen. Die gute Nachricht ist, dass sich die persönliche Einstellung beeinflussen lässt. Und zwar nicht nur von außen durch erlebte Erfolge, sondern auch von innen. Einigen fällt das leicht. Sie konzentrieren sich auf neue Geschäftsfelder, sprechen neue Kunden und Netzwerkpartner an oder werden aktiv bei der Suche nach Mitarbeitern. Sie haben Erfolg und greifen zu. Andere hadern, trauen sich nicht oder lehnen ab.

Wie erfolgreich wir im Beruf sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Neben der eigenen Disziplin, der Freude an der Arbeit, einem angenehmen Arbeitsumfeld ist die positive Einstellung besonders hervorzuheben. Die Folgen: Man ist ausgeglichener, wenn man sich auf die positiven Dinge konzentriert. Statt über mögliche Misserfolge nachzudenken, konzentriert man sich darauf, was Gutes aus einer Situation entstehen kann. Die positive Stimmung motiviert zu Tatendrang und überträgt sich auf Dritte. Wer positiv denkt, ist zudem besser darauf vorbereitet, wenn doch einmal etwas nicht so läuft wie gewünscht. Alles Punkte, die dazu beitragen, wie erfolgreich, gesund und zufrieden wir sind.

Will heißen: Jeder ist gut beraten, den Wandel nicht als Bedrohung zu betrachten. Besser ist es, den Fokus auf die vielen Zukunftschancen zu richten. Verbunden mit dem Ziel, weiterhin zu den Gewinnern zu gehören. Es geht darum, auf den Zug aufzuspringen oder aber am Bahngleis stehen gelassen zu werden. Was ein bekanntes Sprichwort auf den Punkt bringt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“.

 

F. Helfensteiner

 

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